Protest gegen Sparpläne

Die Ratinger Sozialverbände riefen zur Demonstration auf, 500 Menschen machten mit.

Ratingen. Mit dieser Resonanz hatten selbst die Veranstalter nicht gerechnet: Rund 500 Menschen zogen am Mittwoch Vormittag bei der Demonstration gegen die Kürzungen bei Sozialprojekten durch die Innenstadt. „Sozialer Kahlschlag — nicht mit uns“ skandierten die Teilnehmer, die auch mit Trillerpfeifen und Glocken die Passanten auf sich aufmerksam machten.

Wie in Ratingen fanden am Mittwoch bundesweit Aktionen der Wohlfahrtsverbände gegen das Sparkpaket der Bundesregierung statt. Die Kürzungen bedeuten, dass die Mittel zur Eingliederung von Arbeitslosen bis zum Jahr 2014 um mehr als 40 Prozent sinken. Das würde für viele Ratinger Hilfsprojekte wie Möbelkammer, Radstation, „Aktion Hauswirtschaft“, Elektroschrott-Recycling, „Rock und Rolli“ das Aus bedeuten.

Der Ratinger Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) ist deshalb ein Aktionsbündnis mit dem Caritasverband und der Diakonie im Kirchenkreis eingegangen, um gegen die Kürzungen zu protestieren. Der Demonstrationszug startete vom Hof des Sozialzentrums an der Graf-Adolf-Straße und ging durch die Innenstadt zum Marktplatz, wo die Schlusskundgebung stattfand.

Spontan reihten sich unterwegs immer wieder Passanten ein, um ihre Solidarität zu unterstreichen. Pfarrer Frank Schulte, stellvertretender Superintendent des Kirchenkreises, betonte als erster Redner, dass die Kirche „von Anfang an auf der Seite der armen und benachteiligten Menschen“ stehe. Er prangerte die massiven Kürzungen an: „Hier trifft es die Ärmsten der Armen, hier werden große Teile der Bevölkerung abgehängt.“

Bürgermeister Harald Birkenkamp zollte den Sozialverbänden für deren Arbeit größten Respekt, deshalb sei es für ihn „keine Frage“ gewesen, bei der Kundgebung zu sprechen. Er wolle sich auch als Bürgermeister solidarisch zeigen und gegen das Sparpaket der Regierung protestieren. „Wir haben hier in Ratingen viele, sehr erfolgreiche Maßnahmen, die gute Arbeit leisten.“ Wenn dies kaputt gemacht werde, könne die Stadt die fehlenden Mittel nicht hundertprozentig kompensieren.

Auch Kreisdechant Markus Bosbach, zugleich Vorsitzender des Caritas-Kreisverbandes, fand deutliche Worte: „Vielleicht denkt mancher, das betrifft doch nur wenige. Aber keiner darf abgeschrieben werden, keiner soll hinten runter fallen, jeder Mensch zählt.“ SkF-Vorsitzende Edith Bohnen forderte nicht nur Reden und Protest, sondern auch Handeln: „Machen Sie Druck auf die Politiker, aktivieren Sie dabei auch Verwandte und Bekannte — steter Tropfen höhlt den Stein.“ Seit Jahrzehnten leisteten die Sozialverbände vor Ort gute Arbeit. Die Stadt habe die Verbände dabei immer großzügig unterstützt, sie könne aber auch nicht alles auffangen, sagte sie

„Wir hatten nur eine Woche Zeit für die Vorbereitung der Demo, und die ist so ein Erfolg geworden“, freute sich Marie-Therese Wirtz-Doerr. Nach der Kundgebung schwärmten viele Mitarbeiter der Sozialverbände aus und sammelten noch Unterschriften. „Ich unterschreibe gerne und hoffe, dass es etwas hilft“, sagte Passantin Angela Kaiser.