Die flinke Marathonfrau
Erst spät fand Elke Hacker zum Laufen. Doch sie trainierte fleißig und wollte sich unbedingt im Wettkampf messen.
Ratingen. „Sie ist eine ganz, ganz liebe Frau“ möchte man gleich von ihr sagen, von Elke Hacker, der schnellen Ratingerin. Sie läuft nicht nur geschwind, sie läuft auch gern und möchte am liebsten allen (Frauen), die das auch tun würden, mit Rat und Tat zur Seite stehen. Abgesehen von dem Laufen, das man rund um den ersten Geburtstag lernt, ist sie erst spät ans sportliche Laufen gekommen, dafür aber dann auch heftig: Mit 57 Jahren, und das war vor gut einem Jahrzehnt, hat sie ihren ersten Marathon gemacht.
Sie ist in Neunkirchen bei Soltau in der Lüneburger Heide geboren, war das mittlere, das Sandwichkind, von drei Geschwistern. Elke war fünf Jahre alt, als die Familie nach Düsseldorf zog, und kam ziemlich früh in die Schule. Sie ging in die Paulusschule und hatte, was in den späten 50ern und frühen 60ern gerngesehen war, eine gute Note in Handarbeit. Da lag es nicht fern, dass sie nach dem Schulabschluss eine Lehre als Dekorationsnäherin machte, und zwar bei der alteingesessenen Düsseldorfer Firma Klischan.
Es war die Zeit der korrekt mit Nadeln gesteckten Stores, wie damals feine Gardinen hießen, die röhrenförmig die Innen- von der Außenwelt abschirmten und allenfalls durch Pflanzen auf der Fensterbank eine gewisse Belustigung erfuhren. Die Gardinen mussten also peinlich genau gerade genäht sein. Genau wie die Schabracken. Das waren quer laufende Stoffabschlüsse, meist aus dem Stoff der schwereren Übergardinen hergestellt und nicht einfach zu nähen. Heute sind Schabracken eher als kleine Decken unter dem Pferdesattel bekannt.
Spät, aber nicht zu spät, entdeckte Elke, dass sie eigentlich mehr Englisch sprechen wollte, als sie konnte. Und flugs ging sie mit einer Freundin als Au-pair nach London. Von wo sie nicht, wie andere junge Damen, nach einem Jahr zurückkam, sondern gleich fünf Jahre blieb.
In Ratingen gründete sie eine Familie, bekam einen Sohn und fand schließlich Spaß daran, mit ihrem Mann Johann zu laufen. Der war ein erprobter Bundeswehrsoldat, gut und flott unterwegs und sah sich die Bemühungen seiner Frau eher ungeduldig an. Doch auch er gab sich Mühe — nicht nur sie — und coachte sie.
Während sie eigentlich das Laufen angefangen hatte, um auch körperlich in Form zu bleiben und am Gewicht zu schnitzen, wuchsen schließlich die Verlockungen, sich im Wettkampf zu messen. Im Lauftreff hatte sie ja schon Spaß gehabt, das Vergleichen mit den Leistungen der anderen aber funktioniert nun mal besser im direkten Wettkampf.
Der erste Marathon fand bei ungewohnten 27 Grad Celsius statt. Sie hielt durch und startete im letzten Jahrzehnt zweimal in Düsseldorf, dreimal in Berlin, war in Paris, Rom, Frankfurt. Und tritt nun auf Mallorca an. Die Vorbereitungen sind konzentriert und stetig: drei bis viermal in der Woche geht Elke Hacker auf die Piste, erfreut begleitet von ihrem Mann. Der meint: „Ich laufe zwar schneller als sie, aber es ist doch sehr schön, dass wir gemeinsam unterwegs sind und nicht einer zu Hause auf den anderen warten muss.“ Auch das Drumherum wird nicht vernachlässigt. Zum Laufen gehört die gescheite Funktionskleidung, gehören Fitness-Tracker, richtige Ernährung und gescheite Schuhe. Und was die Bedeutung des Laufens für die Gesundheit ausmacht — das kann Elke Hacker rauf und runter singen.