Ferien vorbei — der Urlaub beginnt
Für viele ist jetzt der Startschuss zu verreisen. Dabei geht es für die Ratinger fast überall hin.
Die klassische Reisezeit ist passé. Gereist wird inzwischen rund ums Jahr, weiß Susann Tonnaer aus dem gleichnamigen Reisebüro an der Oberstraße. „Eltern werden oft mit teilweise hohen Kosten in der Schulferienzeit bestraft“, zeitlich limitiert gibt es für sie selten Alternativen. Wer aber frei von der Verantwortung für schulpflichtigen Nachwuchs ist, packt dann die Koffer, wenn es ihm gefällt. So wie jetzt.
Entschieden wird maßgeblich nach den Preisen. Mallorca, früher als Putzfraueninsel verlacht, ist „richtig teuer geworden“, Kreuzfahrten, Studienreisen und Routen entlang dem Jakobsweg stehen bei Singles und Paaren ohne Kinder hoch im Kurs. Zu den großen Verlierern dieser Saison gehört Tuniesen, nach dem dramatischen Anschlag auf ein überwiegend von Europäern gebuchtes Hotel „geht da jetzt gar nichts mehr“, sagt Reisefachfrau Martina Pakulla aus der Feriengalerie an der Bechemer Straße.
Ihr Geheimtipp lautet Porto Santo und ist eine portugiesische Insel im Atlantik. „Das ist die kleine Schwester von Madeira und so, wie Fuerteventura vor 25 Jahren war.“ Ein „besonderer Knaller“ sind laut Susann Tonnaer die beiden Kapverdischen Inseln Boa Vista und Sal,
Griechenland ist nach wie vor nicht bloß gefragt, sondern absolut beliebt.„In den vergangenen drei Jahren gab es etwa 30 Prozent mehr Buchungen“, bilanziert Martina Pakulla. „Denn Griechenland ist gleichbedeutend mit seinen Inseln“, also Naxos, Santorin, Paros und Co., ergänzt Susanne Tonnaer. Zwar würden vorab immer die gleichen Fragen gestellt: Erbringen Hoteliers ihre Leistungen, fahren die Transferbusse, leidet die gebuchte Vollpension nicht unter einer möglichen Unterversorgung des Hotels und was ist eigentlich mit Bargeld aus dem Automaten?
„Alles Fragen, die mir teilweise unsere Stammgäste auch gestellt haben“, sagt Jan Andres. Seit 21 Jahren leitet der gebürtige Rheinländer auf Naxos ein Sporthotel, mehr als 50 Prozent seiner Gäste sind Individualtouristen, überwiegend übrigens Wassersportler und „Wiederholungstäter, die die Insel mögen“ und deshalb immer ihren Weg dorthin finden. „Klar merkt man die Krise - auf dem Festland.“ Und als Einheimischer, wenn wegen der verhängten Kapitalsperre kein Geld ins Ausland transferiert werden kann. Aber für Urlauber bleiben Sonne, Strand und Meer das Paradies.
Und so steht vielen die „schönste Zeit des Jahres noch bevor“, wie Anke und Josef Worrings sagen. Gleich zwei Ziele stehen zur Wahl, „entweder geht es nach Kroatien, wohin wir zum ersten Mal reisen würden.“ Oder in die Toskana, „da waren wir aber schon“.
Irmgard Rübenkönig dagegen „fährt sein Urzeiten an die Nordsee. Dort mache ich Insel-Hopping“, freut sie sich darauf, „mal hier und mal da zu sein“.
Auch Anja Kleine will ihren Urlaub in Deutschland verbringen. Dafür reist sie nach Klais in Bayern. „In ein sehr einsames Hotel, in dem ich komplett abschalten kann.“ Fröhliches Kindergelärme ist hier übrigens ausgeschlossen.