Flüchtling findet Chance bei der Feuerwehr
Der Syrer Maher Al Masri arbeitet in der Kfz-Werkstatt und ist längst ein fester Bestandteil der großen Truppe. Die möchte ihren neuen Kollegen am liebsten behalten.
Ratingen. Es geht ihm gut. Doch das sei ja gar nicht so wichtig, sagt Maher Al Masri in bemerkenswertem Deutsch. Er spricht vor allem von seiner Familie, die er nach vielen schrecklichen Ereignissen in seiner syrischen Heimatstadt Homs endlich in Sicherheit weiß: Zusammen mit seiner Frau und den drei Söhnen (sieben und drei Jahre sowie drei Monate alt) lebt er nun in Lintorf. Er hat seinen Kindern erzählt, dass er für die Ratinger Feuerwehr arbeitet. Die Söhne hätten gestaunt.
René Schubert, Feuerwehrmann
Maher Al Masri, 36 Jahre alt, ist Kfz-Mechaniker und ein ausgesprochener Tüftler. Im August des vergangenen Jahres entstand per Zufall der Kontakt zur Feuerwehr — bei einem Straßenfest in Lintorf.
Man nahm behördenrechtliche Hürden, kontaktierte das Job-Center. Noch bis Mitte Februar darf er in der Kfz-Werkstatt der Haupt- und Rettungswache arbeiten. Feuerwehrchef René Schubert und Abteilungsleiter Erik Heumann betonen, dass sie den eifrigen Kollegen gerne behalten würden. „Er macht ganz wichtige Dinge, die im Alltag der Feuerwehr liegenbleiben“, berichtet Schubert. Und Heumann ergänzt: „Er hat zum Beispiel Schutzgitter für Blinkerleuchten entwickelt. So gehen die Blinker bei künftigen Kollisionen nicht mehr kaputt.“
Maher Al Masri ist bescheiden — und vor allem dankbar, dass er im Kreise der Feuerwehrkollegen arbeiten darf. Er sei sehr gut aufgenommen worden, erzählt er und unterlegt seine Schilderung mit gestenreichen Bewegungen. Er ist dankbar für das neue Leben in Sicherheit.
Er hat bereits zahlreiche Deutsch-Kurse besucht, er möchte jeden Tag dazu lernen. Und er freut sich darüber, dass die Kinder Freunde gefunden haben. Wird er irgendwann nach Syrien zurückkehren? Er könnte sich das schon vorstellen, doch angesichts der verheerenden Zustände in diesem Land ist dies für ihn zurzeit kein Thema.
Und man spürt: Er hat sich eingelebt in Deutschland. Die Kinder gehen in die Schule und in die Kita, der Alltag gibt seiner Familie den nötigen Halt.
Doch wie geht es für ihn bei der Feuerwehr weiter? Geht es überhaupt weiter? Schubert betont: „Es gibt mehrere denkbare Lösungen. Fakt ist, dass es bei uns zurzeit keine freie Planstelle gibt.“ Das Praktikum läuft bald aus, der Feuerwehr-Chef prüft nun, welche Finanzierungsmöglichkeiten in Frage kommen.
Maher Al Masri hat sich während seiner Flucht in anderen Ländern um Jobs bemüht. Doch dies gestaltete sich sehr schwierig. Dann diese Chance in Ratingen. Die Einsatzzahlen der Feuerwehr (vor allem im Bereich des Rettungsdienstes) steigen weiter, viele Reparaturen müssen verschoben werden. Es gibt also genug Arbeit für Maher Al Masri, der sich gern weiter einbringen würde.
Auch Bürgermeister Klaus Pesch kennt die Geschichte des syrischen Flüchtlings. Der Verwaltungschef freut sich, dass die Integration so gut funktioniert. „Einfach beispielhaft“, findet Pesch. Dass der Tüftler das Outfit der Feuerwehr trägt, ist selbstverständlich: Er gehört zur Truppe.