Flüchtlinge — ohne Sprachkurse geht es nicht vorwärts

Die Integration ist äußerst schwierig, vor allem bei den Sprachkenntnissen gibt es eklatante Mängel.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. Wolfgang Mai, Geschäftsführer des operativen Bereiches der Agentur für Arbeit in Mettmann, will nichts beschönigen. Rund 85 Prozent der Flüchtlinge im Kreis Mettmann seien auf dem Arbeitsmarkt schlichtweg nicht vermittelbar. Das größte Problem aus Sicht des Experten ist die Sprache. Mai betont: „Da muss man bei Grundsätzlichem ansetzen.“ Und dies bedeutet: Kommunen müssen in Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Kräften deutlich mehr Sprachkurse anbieten — was bereits ansatzweise geschieht.

An der Volkshochschule will man die Angebote weiter ausbauen, betont Rolf Steuwe, Erster Beigeordneter und Sozialdezernent. Steuwe weiß aber auch: Geschulte Lehrkräfte sind rar. Immerhin: Landrat Thomas Hendele konnte jetzt einen Erfolg vermelden. Er hatte im September pensionierte Lehrer angeschrieben und um ehrenamtliche Unterstützung bei der Sprachförderung von Flüchtlingen gebeten. Die Resonanz war überwältigend: Über 100 Lehrkräfte haben ihre Hilfe angeboten. Jetzt traf man sich im Kreishaus, um die einzelnen Maßnahmen zu besprechen und zu koordinieren. Das Kreisintegrationszentrum begleitete die Veranstaltung und sicherte Hilfe zu — zum Beispiel bei der Auswahl von Materialien zum Thema „Deutsch als Zweitsprache“.

Parallel dazu wollen Stadt und Unternehmensverband Ratingen (UVR) sprachliche und berufliche Perspektiven von Asylbewerbern verbessern. Bei der Firma Tünkers absolvieren zwei Flüchtlinge ein Schnupperpraktikum, die Firma Doosan Lentjes will sich ebenfalls stärker einbringen. Möglicherweise wird es im Internet auch eine Plattform geben, auf der hiesige Firmen ihre Aktionen vorstellen können — mit dem Ziel, eine Art Jobbörse für Flüchtlinge zu installieren. Erste Ideen sind jedenfalls da.

In Ratingen sind nach Angaben von Steuwe rund 250 Menschen ehrenamtlich mit der Betreuung und Schulung von Flüchtlingen beschäftigt. Der Fachdienst Integration und Migration des Caritasverbandes für den Kreis Mettmann hatte unlängst zu einem Arbeitstreffen eingeladen: Rund 150 Interessierte fanden sich im Pfarrzentrum St. Peter und Paul ein. Tenor: Man muss eine gut organisierte und vor allem tragfähige Struktur aufbauen. Das kostet Zeit. Man hat themenspezifische Arbeitsgruppen gebildet. Dabei geht es um folgende Schwerpunkte: Sprachvermittlung, Kinderbetreuung, Gesundheit, Ämter- und Behördengänge, Freizeitangebote für Erwachsene, Übersetzen und Dolmetschen, berufliche Integration.

Wie Bürgermeister Klaus Pesch mitteilte, wird man bereits in diesem Monat mehr als 1300 Flüchtlinge in der Stadt haben. Mit dieser Zahl hatte man zum Ende des Jahres gerechnet. „Pro Tag kommen rund 20 weitere Flüchtlinge nach Ratingen“, erklärte Pesch.