Forschung: Kaffee stresst Wasserflöhe

Schüler Lukas Schier untersuchte den Einfluss von Koffein auf die Winzlinge.

Ratingen. Sie sind winzig, sehen durchsichtig aus, hüpfen durchs Wasser und sie gehören zur Leib- und Magenspeise mancher Fische. Wasserflöhe. Und noch eines finden die kleinen Tierchen, in der Biologie auch Daphnien genannt, ganz großartig — zumindest, wenn es um ihre Fortpflanzungsfähigkeit geht: Koffein. Schwimmen sie in Wasser, in dem der Muntermacher steckt, hören die Tiere gar nicht mehr auf, sich zu paaren. Zu diesem Ergebnis ist Lukas Schier gekommen.

Der 18-jährige Schüler des Carl Friedrich von Weizsäcker-Gymnasiums in Mitte ist ein Nachwuchsforscher, der Wasserflöhe genauer unter die Lupe beziehungsweise das Mikroskop genommen hat. Für seine Erkenntnisse wurde er jetzt von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf ausgezeichnet. Für seine Studie zum Thema „Auswirkungen von Stress auf eine Population am Beispiel von Koffein und Lichtveränderungen auf Daphnien“ erhielt er den dritten Preis bei der Verleihung des Dr. Hans Riegel Fachpreises im Bereich Biologie.

„Meine Biologielehrerin brachte mich auf die Idee, an dem Forschungswettbewerb teilzunehmen“, sagt der 18-Jährige, der bei seinen Eltern in Ost lebt. Er habe eine Facharbeit geschrieben. Und die sei so gut gewesen, dass seine Lehrerin ihm vorschlug, sich bei der Universität zu bewerben.

Das tat der leidenschaftliche Läufer dann auch. „Ich habe die Arbeit und eine CD mit den Aufzeichnungen dorthin geschickt. Vor 14 Tagen kam dann der Bescheid, dass ich gewonnen habe“, sagt er. Die Preisverleihung sei aufregend gewesen. „Und ich konnte mir dann noch die Universität anschauen. Ich überlege ja, Naturwissenschaften zu studieren. Und die naturwissenschaftliche Fakultät hat mir schon gefallen“, sagt er.

Eigentlich habe er zunächst die Auswirkungen von Stress auf den Blutzuckerspiegel untersuchen wollen. „Aber das geht natürlich nicht. Dazu hätte ich Blut abnehmen müssen. Und ich bin ja kein Arzt. Meine Lehrerin hat mir dann vorgeschlagen, Tiere zu untersuchen. So kam das dann mit den Wasserflöhen.“

In kleinen Gefäßen züchtete er die Winzlinge und gab dann Kaffee in unterschiedlichen Mengen ins Wasser hinzu. „Dann habe ich mir den Herzschlag der Flöhe unter dem Mikroskop angeschaut“, erzählt er. „Klar war das mit dem Kaffee ein wenig stümperhaft. Aber an richtiges Koffein bin ich nicht drangekommen. Deshalb bin ich auf den Kaffee als Substanz ausgewichen.“

Und das Ergebnis? Tatsächlich hätten die Flöhe einen erhöhten Herzschlag gehabt. „Das war aber nicht so auffällig wie das Paarungsverhalten der Wasserflöhe. Mit erhöhter Koffeinzufuhr gab es auch mehr Nachwuchs. Aber natürlich nur bis zu einem gewissen Grenzwert. Ab 50 Milliliter Kaffee pflanzten sie sich nicht mehr fort, dann sind sie gestorben.“

Eine Beobachtung, die er nun noch weiter erforschen will. „Jetzt geht es in weiteren Untersuchungen darum, ob es da wirklich einen Zusammenhang gibt, oder ob das nur ein Zufall ist.“ Deshalb werde er nach den Sommerferien den Versuchsablauf vorbereiten. „Damit will ich dann auch bei Jugend forscht mitmachen.“

Woher er seine Leidenschaft für die Biologie hat, weiß er nicht genau. Sein Vater sei Orthopädietechniker-Schuhmacher, seine Mutter war Korrespondentin, seine Schwester studiert Sonderpädagogik. „Ich glaube, dass das was mit meinem Großvater zu tun hat. Der ist Landwirt und hat mir die Natur nahegebracht. Mich interessieren die Zusammenhänge.“

Sein Preisgeld von 200 Euro wird er aber nicht in seine biologischen Forschungsarbeiten stecken. „Es gibt ja auch noch andere schöne Dinge“, sagt der 18-Jährige. „Ich gehe gerne tauchen. Bei dem Hobby kann ich das Geld gut gebrauchen. Es ist teuer.“