Prozess Gericht: Kripobeamter entlastet ehemaligen Baudezernenten
Ratingen/Düsseldorf. Eine recht kurze Angelegenheit war der gestrige Verhandlungstag im Prozess am Düsseldorfer Landgericht. Nach einer guten halben Stunde schloss die Vorsitzende Richterin Bettina Reucher-Hodges die Sitzung.
Die Zufriedenheit über das Gehörte dürfte beim ehemaligen Baudezernenten aus Ratingen und seinem Verteidiger allerdings deutlich länger anhalten. Denn was der als Zeuge geladene Kripobeamte in seiner Vernehmung erzählte, klang für den seit zweieinhalb Jahren vom Dienst suspendierten und wegen Vorteilsnahme angeklagten Baudezernenten durchweg positiv.
Zeuge hatte angeklagten Geschäftsführer vernommen
Der Kripomann hatte im Juni 2010 als erster den im parallel laufenden Betrugsverfahren (Hochbauamt) angeklagten Gerosan-Geschäftsführer vernommen. Zur Erinnerung: Der Firmenchef hatte im privaten Neubau in Lintorf komplizierte Sanitär- und Heizungsinstallationen eingebaut, dafür zunächst rund 32 000 Euro in Rechnung gestellt, später aber behauptet, der Arbeitslohn und das Material seien mindestens 120 000 Euro wert. Dafür hatte er ein halbes Jahr später einen „Beweismittelordner“ präsentiert, dessen Glaubwürdigkeit die Vorsitzende der großen Strafkammer schon gleich zu Prozessbeginn stark in Zweifel zog.
„Keine nennenswerte Differenz zwischen Angebot und Rechnung“
In seiner ersten Vernehmung habe der Geschäftsführer nie den Eindruck gemacht, „kalkulierte Aussagen“ zu machen, schilderte der Kripobeamte gestern. Vielmehr sei er bemüht gewesen, zur Aufklärung beizutragen. Die Richterin zitierte mehrfach aus den Vernehmungsprotokollen und ließ sich die Aussagen von dem Beamten bestätigen: Der Gerosan-Geschäftsführer habe gesagt, es gebe „keine nennenswerte Differenz zwischen Angebot und Rechnung“, und die Rechnung spiegele das Angebot wider. Fettgedruckt war im Vernehmungsprotokoll der Satz „die Rechnung einschließlich Material ist korrekt“. Zur Herkunft des „Beweismittelordners“ konnte der Kripobeamte nichts Erhellendes beitragen: Nach der Hausdurchsuchung konnte man davon ausgehen, dass alle relevanten Ordner bei der Polizei seien.