Große Oper morgen im Ratinger Kino

Die Dokumentation „Des Königs Zauberflöte“ läuft.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. Für manchen Kinobesucher geht eine Vorstellung nicht ohne das berühmte Eiskonfekt ab, das eisige Süßigkeit in kleinen Portionen liefert. Am morgigen Sonntag, 2. Oktober, bekommt man im Ratinger Kino darüber hinaus noch ein Croissant und eine Tasse Kaffee. Was aufs Haus geht. Denn diesmal steht ab 11 Uhr Opernartiges auf dem Programm: Gezeigt wird die Dokumentation „Des Königs Zauberflöte“.

Aufgezeichnet wurde die fürs Kino aufbereitete Fassung der Oper in der Inszenierung von Enoch zu Guttenberg live während mehrerer Vorstellungen im Prinzregententheater München 2013. Zum Inhalt: Eine Runde hochrangiger Adeliger, bestehend aus König Ludwig II., Kaiser Franz Joseph von Österreich, dessen Mutter Sophie, Kaiserin Elisabeth, Friedrich Wilhelm von Preußen, Fürst Bismarck und anderen Mitgliedern der Elite, trifft sich im hell erleuchteten Park von Herrenchiemsee, um Mozarts berühmte Oper „Die Zauberflöte“ aufzuführen. Die seltsame Vermischung verschiedener Epochen geht natürlich einher mit einem Riss im Raum-Zeit-Zusammenhang. So wird der Hauptdarsteller der Uraufführung, der den aristokratischen Akteuren mit zunehmendem Unmut bei ihren dilettantischen Versuchen beiwohnt, in die Szenerie geschleudert. Als ihm das Treiben zu viel wird, bietet er ihnen — und dem Publikum im Saal — an, die wahre Geschichte zu erzählen. Es ist also ein listenreiches Spiel im Spiel, das sich dem Publikum bietet.

Es wurde unter der Leitung von Enoch zu Guttenberg zum ersten Mal während der Herrenchiemsee-Festspiele aufgeführt. Schauspieler Gerd Anthoff als „alter Papageno“ berichtet — inmitten der Szenerie stehend und dennoch distanziert — von der wahren Geschichte der Zauberflöte, kommentiert, korrigiert und bringt interessante Aspekte in den Film. Inzwischen hat sich schon eine kleine treue Besucherschar gefunden, die die Konzert- und Opernfilme oder —Übertragungen im Ratinger Kino genießt. Und Kino-Chefin Gabriele Rosslenbroich spendiert immer wieder in der Pause ein Häppchen. In digitalen und virtuellen Zeiten hat die Klassik längst weitere Geschäftsfelder entdeckt.

Und so ist es auch kein Wunder mehr, dass live zelebrierte Musik aus dem Royal Opera House in London oder ein Konzert der Berliner Philharmoniker im Ratinger Kino zu sehen und natürlich zu hören ist. Die Welt der Klassik gastiert also im eher beschaulichen Ratingen mit seinem schmucken Kino. Großstädte, die über eigene Opernhäuser verfügen, denken nicht unbedingt daran, solche Übertragungen in Kinos zu veranstalten. Und dies ist eine Chance für Rosslenbroich, heimische Klassik-Fans zwischen den Städten Essen und Düsseldorf für das eigene Musik-Angebot zu begeistern.

Das Besondere: Es gibt eine spezielle Regie für diese Übertragungen mit ganz unterschiedlichen Kameraeinstellungen. Der Betrachter im Kino mit zwei Sälen (mit jeweils 66 Plätzen) ist also nicht nur live dabei, er gewinnt auch besondere Einblicke. Die vertraglichen Vereinbarungen laufen über eine Konzertsaison.