Lintorf im Wandel Westbahn: Studie setzt auf Tunnel

Lintorf · Die beiden großen Projekte passen im Grundsatz zusammen, so die Stadt. Die Planung für die Lintorfer Unterführung müsste ein wenig verändert werden, damit Bahnsteig und Gleise ideal positioniert werden können.

Auf dieser Planskizze ist die mögliche künftige Verkehrssituation im Bereich des Lintorfer Bahnhofs zu erkennen.

Foto: RP/Stadt Ratingen

Es geht vorwärts. Die Stadt Ratingen unternimmt einen weiteren wichtigen Schritt, um den Weg für eine zügige Realisierung des Westbahn-Projekts zu ebnen. In der letzten Sitzung des Bezirksausschusses Lintorf/Breitscheid präsentierte das Planungsbüro HJPplaner aus Aachen eine Studie zur Frage, wie sich der künftige Bahnhof Lintorf bestmöglich mit der seit vielen Jahren geplanten Unterführung Konrad-Adenauer-Platz/Kalkumer Straße vereinbaren lässt. Auch der Ausschuss für Stadtentwicklung und Mobilität nahm die Studie in seiner Sitzung am 3. Februar zustimmend zur Kenntnis.

„Die beiden Projekte sind im Grundsatz kompatibel“, sagt die Technische Beigeordnete der Stadt Ratingen, Petra Cremer. „Die Planung für die Unterführung müsste im Detail jedoch ein wenig angepasst werden, damit der Bahnsteig und die Gleise ideal positioniert werden können. Wenn der Rat der Stadt unserem Vorschlag und der einstimmigen Empfehlung des Mobilitätsausschusses folgt, werden wir unmittelbar Kontakt zu den zuständigen Stellen für den Bau der Unterführung aufnehmen. Wir müssen jetzt die Chance nutzen, um die Belange der künftigen S-Bahn in die laufenden Planungen für die Unterführung zu integrieren.“

Schranken sind seit
Jahrzehnten ein Streitthema

Die Beseitigung der Schranken in der Lintorfer Dorfmitte ist seit Jahrzehnten ein viel diskutiertes Thema. Schon seit Ende 2004 liegt (nach bereits langer Vorplanung) ein rechtskräftiger Planfeststellungsbeschluss für die Unterführung vor. Doch der Baubeginn wurde immer wieder verschoben. Aktuell erstellt der Landesbetrieb Straßen.NRW die Ausführungsplanung.

Durch die Unterführung würden nicht nur die Schranken wegfallen, die gesamte Verkehrsführung in Lintorf würde sich erheblich verschieben. Die Pläne sehen vor, dass die Fritz-Bauer-Straße entlang der Bahntrasse fortgeführt wird und dann in die neue Unterführung mündet. Die so entstehende Umgehungsstraße mit der Fortsetzung über die Kalkumer Straße würde die Lintorfer Ortsmitte massiv entlasten.

Zwischenzeitlich liegt jedoch mit der Machbarkeitsstudie für die Reaktivierung des Personenverkehrs auf der Ratinger Weststrecke eine bereits detaillierte Planungsgrundlage für die Westbahn vor. Und diese ergab unter anderem, dass in Lintorf eine Begegnungsmöglichkeit für Züge geschaffen werden muss. Dies bedeutet: nicht nur drei, sondern vier Gleise.

Dafür ist die Planung für die Unterführung nicht ausgelegt. Hinzu kommt, dass die der Planfeststellung von 2004 zugrundeliegenden Verkehrsdaten nicht mehr aktuell Stand sind. „Eine gewisse Aktualisierung der Planung ist also ohnehin erforderlich“, sagt Cremer. „Unsere Studie zeigt, dass sich alle wesentlichen verkehrstechnischen Ziele schon dadurch miteinander verzahnen lassen, dass die Unterführung um 40 Meter nach Süden verlegt wird.“

Das würde bedeuten, dass die Zufahrt vom Konrad-Adenauer-Platz weiter nach Süden verschwenkt werden müsste, um dort kurz vor der Tunnelrampe in die neue Verbindungsstraße zu münden. Diese Lösung hätte auch städtebauliche Vorteile, die in dem Vortrag im Bezirksausschuss aufgezeigt wurden. „Für betroffene Nutzungen im Planungsbereich müssten natürlich Alternativen gefunden werden“, erläutert Cremer. „Das gilt aber in jedem Fall, auch schon für die bisherige Variante.“

Die wichtigste Botschaft für die weitere Vorgehensweise lautete jedoch, dass sich die beiden Projekte planerisch vereinbaren lassen, dass die Verflechtungen aber nicht so weit gehen, dass sie gleichzeitig realisiert werden müssten. „Wenn die Planung für die Unterführung ohne allzu große Verfahrenshürden angepasst werden kann, könnte dieses Projekt wie zurzeit geplant gebaut werden und die Westbahn dann ein paar Jahre später“, sagt Cremer. Zurzeit peilen die Deutsche Bahn und der Landesbetrieb Straßen.NRW die für den Unterführungsbau erforderliche Zugverkehr-Sperrpause für das Jahr 2025 an. Und in welcher Phase befinden sich die Pläne für die Westbahn? Ungefähr im ersten Drittel eines noch sehr langen Weges, der in diverse Leistungsphasen unterteilt ist. Vor einigen Jahren sah dies ganz anders aus: Da hielt man die Reaktivierung der Weststrecke für einen unrentablen Projekt-Koloss, der nur sehr schwer auf die Schiene zu bringen ist. Doch dies hat sich spätestens nach der Bekanntgabe der Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie geändert. Kernaussage: Die Westbahn macht ökonomisch und auch ökologisch Sinn. Und man hat bereits einen Teil des langen Planungsweges absolviert.