Kinder werden Spielplatz-Planer

Angesichts von Trinsenturm und Stadtmauer kommt ein Mottospielplatz für Ritter, Drachen oder Indianer und Wikinger in Betracht.

Foto: Joachim Preuss

Ratingen. Manch ein Knirps musste die Finger zu Hilfe nehmen: Bis Ende 2018 oder noch länger warten — das ist für kleine Menschen eine unvorstellbar lange Zeit. Trotzdem waren beim Ortstermin auf dem ehemaligen Spielplatz am Trinsenturm über 40 Kinder mit Feuereifer dabei, den neuen Platz gemeinsam mit Grünflächenamt, Jugendamt und einer Architektin zu planen. Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen bei Spielplatzprojekten hat in Ratingen eine lange Tradition. Etwa 95 Prozent der Ratinger Spiel- und Bolzplätze seien gemeinsam mit den Benutzern geplant worden, schätzt Uwe Puzalowski, beim Amt 70 zuständig für Planung und Bau von Park- und Grünanlagen. Mit dabei ist stets Michael Hansmeier vom Jugendamt. Schon seit 1994 geht man in Ratingen diesen Sonderweg.

„Kinder dürfen mitbestimmen, wir setzen den Rahmen“, sagte Puzalowski. In der Regel gibt es mehrere Treffen, die alle von Fachleuten begleitet werden. Beim Rathauspark kam eine zweiseitige Wunschliste zusammen. Mit Blick auf den Trinsenturm und die Stadtmauer fänden die Kinder etwa einen Mottospielplatz für Ritter oder auch Drachen, Indianer und Wikinger mit entsprechenden Geräten ganz toll. „Wir haben das als Auftrag mitgenommen“, sagt Hansmeier. Er meint das mit dem „Auftrag“ ernst. Am Donnerstag, 27. April, 17 Uhr, wird Teilnehmern und Anwohnen eine Vorplanung der Architektin vorgestellt. Dann werde man auch die Wunschliste durchgehen, so Hansmeier: „Alles wird erklärt.“

Ein Riesenrad (gehört auf den Rummelplatz) oder einen Turm mit Wasserrutsche (kein Wasser vorhanden) wird es nicht geben, aber einen hohen Turm mit Rutsche, das vielleicht schon eher. Etwa 440 000 Euro haben die Planer zur Hand, etwa 40 Prozent stammen aus dem INTEK-Programm zur Innenstadtaufhübschung. Das setzt den groben Rahmen. Auch Zugbrücke, Seilbahn, Wippe, Klettergerüst, Tischtennisplatten, Karussell und Nestschaukel stehen unter anderem auf der Liste. Der Platz soll die Kategorien B und C erfüllen, also bis zur Altersgruppe zwölf reichen.

Klare Sache: Diese Art der Partizipation erfordert einen höheren Personalaufwand. Doch Puzalowski und Hansmeier verweisen darauf, dass Spiel- und Bolzplätze besser angenommen werden, dass sich die Betroffenen später auch für den Platz verantwortlich fühlen. Und wer aus dem einen Platz herausgewachsen ist, steigt nicht selten in die Planungsgruppe für den nächsten Platz ein. Im Jugendrat beispielsweise trifft Hansmeier immer wieder auf Jugendliche, die schon mal mitgeplant haben. Für die kleinen Ritterspielplatz-Architekten heißt es auf jeden Fall nach Ende der Planungen warten, bis das Rathaus nebenan fertig ist. Das Gelände wird als Durchfahrt benötigt. Etwa ab viertem Quartal 2018 könnte gebaut werden.

Wenn der Spielplatz fertig ist, wird es bestimmt eine Party geben — so wie am Samstag, 1. April, 15 Uhr, neben der Eishalle an der Sandstraße. Jugendrat und Skater hatten sich erfolgreich an der Planung für die Miniramp beteiligt und auch den etwas aufwändigeren und zum Skaten besseren Ort-Beton durchgesetzt. Es gibt zur Einweihungsfete einen Fingerboardpark mit Verleih, einen Best Trick Contest für Skateboard, Bmx und Scooter sowie einen Live-Auftritt der Balkonien-Gang. Bei Regen fällt die Party aus. Infos im Internet.

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