Kleine Heimatkunde im 749er
Auf unserer Bustour von Ratingen nach Mettmann war Thomas Bernhardt, Gründer der Düsseldorfer Geschichtswerkstatt, mit dabei.
Mettmann/Ratingen. Mit acht Minuten Verspätung kommt der Bus der Linie 749 aus Kaiserswerth am Ratinger Ostbahnhof an. Von jetzt an bleiben Thomas Bernhardt, Gründer der Düsseldorfer Geschichtswerkstatt und leidenschaftlicher Heimatforscher, Zeit, uns zu erzählen, was auf dem zweiten Teil der Busstrecke Richtung Mettmann so alles am Wegesrand zu entdecken ist. Denn 35 Minuten braucht der Bus, bis er in Mettmann den Jubiläumsplatz erreicht. Die Strecke durchs Schwarzbachtal ist für Thomas Bernhardt neu. Am Wochenende ist er sie zum ersten Mal mit dem Bus abgefahren. Als Vorbereitung auf unsere Heimattour.
„Die ist Strecke richtig schön, aber die Straße sehr eng“, hat er festgestellt. „Eigentlich eher was fürs Fahrrad.“ Doch bevor es richtig eng wird, geht’s erst einmal durch Ratingens neue Firmenmeile, die Balcke-Dürr-Allee, benannt nach dem dort ansässigen Kesselwerk. Inzwischen haben sich eine ganze Reihe von Firmen angesiedelt wie Esprit mit seiner Europa-Zentrale und Microsoft. Durch den Kreisel an der Mettmanner Straße fährt die Linie 749 ins Schwarzbachtal hinein. Vorbei geht’s an der Schönheitsmühle. „Das war früher eine Rapsmühle“, erzählt Bernhardt, anschließend ein Fuhrbetrieb. Bis vor ein paar Jahren gab’s dort Forellen zu kaufen, die in den Teichen gezüchtet wurden.
Über die Haltestelle „Buschmühle“ am Fuße des Mergelsbergs hat Bernhardt keinen Eintrag gefunden. Doch sie wird wohl eine weitere Mühle entlang des Schwarzbachs gewesen sein, der sich von Wülfrath aus durch Mettmann und Ratingen nach Wittlaer schlängelt, wo er ihm Rhein mündet. Auf dem Grütershof dagegen wurde wohl einst Bier gebrau. „Das sogenannte Grütbier“, sagt Bernhardt. Das war noch vor dem Reinheitsgebot und was drin war „weiß man nicht so genau“. Jedenfalls, so der Heimatformer, habe Ratingen die Lizenz zum Brauen gehabt.
Die nächste Station auf unserer Bustour ist die Schule Nußbaum. Die einstige Zwergenschule wurde in diesem Sommer abgerissen. Von der Gaststätte „Zur Hütte“, wo einst die Bauern ihre Pferde zum Beschlagen hinbrachten, ist von der Ratinger Landstraße aus nichts zu sehen. Der Bus verlässt nun die Hauptverbindung nach Mettmann, um über eher schmale Pfade durch Metzkausen zu fahren. Hier ist in der jüngsten Vergangenheit das Dichter- und Märchenviertel entstanden, das mit der Haltestelle „Kantstraße“ seinen Anfang nimmt. Daran schließen sich mit der Haltestelle „Florastraße“ die Blumenstraßen an. Als „Kibbenheide“ wurde laut Bernhardt eine urzeitliche Düne bezeichnet. Der auf diese Weise entstandene Hügel ist heute die Wilhelmshöhe, die 1872 als Kriegerdenkmal errichtet wurde. Vorbei am Heine-Gymnasium erreicht der Bus die Siedlung Kaldenberg. Zwei Siedlervereine haben dort in den 1930er Jahren und nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Spuren hinterlassen. Ziel der Tour ist der Jubiläumsplatz.