Kultursponsoring Dank gelebter Teilhabe gemeinsam in der ersten Reihe
Ratingen. · Gratisticket und Fahrservice ermöglichen Bewohner des Lebenshilfe Wohnheims in Heiligenhaus Konzertbesuche.
Beim Sonntagskonzert der „Magischen Flöten“ im Oktogon des Hauses Oberschlesien saßen sie am Sonntag wie immer in der ersten Reihe. Die fünf Bewohner des Lebenshilfe-Wohnheims in Heiligenhaus gehören zu den Stammbesuchern der Konzertreihe, die der Kulturkreis Hösel veranstaltet. Und seit vielen Jahren ist es ebenso gute Sitte, dass eben jener Kulturkreis die Karten für diese Besucher sponsert. „Für uns eine Selbstverständlichkeit“, sagt Regine Walther, die Vorsitzende des Vereins, der sich 1975 gegründet hat.
Fester Stamm an Heimbewohnern genießt die Konzerte
Für Christiane Krampe ist dieses Entgegenkommen gar nicht so selbstverständlich. Und auch nicht der stets freundliche Empfang. „Ich muss sagen, dass die Menschen in Hösel sehr offen sind und uns sehr freundlich aufgenommen haben. Das ist ein sehr schönes Erlebnis“, sagt sie. Christiane Krampe ist die Mutter einer Heimbewohnerin. Mit ihrer Tochter Anna – inzwischen 45 Jahre alt – besuchte sie zunächst allein die Konzerte in Hösel. Doch warum nicht noch andere musikinteressierte Bewohner mitnehmen, dachte sie sich. „Von ihrem Taschengeld könnten sich das unsere Leute aber nicht leisten“, sagt Krampe.
Beim Kulturkreis Hösel fand Krampe ein offenes Ohr, als sie nachfragte, ob es Karten zu verbilligten Preisen gebe. Statt Preisnachlass gab es direkt ein Kontingent an Gratis-Karten. Und so hat sich ein mehr oder weniger fester Stamm an Heimbewohnern gefunden, der immer wieder gerne die Konzerte im Oktogon besucht. Und immer wieder von den anderen Besuchern mit den Worten empfangen werden: „Schön, dass Sie auch wieder da sind“.
Doch ohne das Engagement von Christiane Krampe und ihrem Mann wäre das Kulturerlebnis auch nicht möglich. Die Eltern von Anna nämlich organisieren den Transport von Heiligenhaus nach Hösel und wieder zurück. Ein ehrenamtliches Engagement, das Caroline Hutschenreuter von der Kreisvereinigung Mettmann der Lebenshilfe nur loben kann. Denn ohne private Initiativen ließen sich solche Extras nicht anbieten.
Regine Walther und ihre Kollegen vom Kulturkreis Hösel ist es ein Anliegen, dass die Veranstaltungen für jeden offen sind. Sie verstehen sich nicht als geschlossenen Zirkel, sondern als offenen Kreis. „Das zeigt schon unser Logo“, sagt Walther und verweist auf die offenen Kreise.
Bei den Höseler Konzerten wird Inklusion und Teilhabe so gelebt, wie es in öffentlichen Debatten immer wieder beschworen wird, und das schon seit vielen Jahren ganz unaufgeregt. Ein Modell zum Nachahmen, wie Regine Walther meint. In Sportvereinen werde das schon häufiger praktiziert, erklärt Hutschenreuter. Wohl auch deshalb, weil der Sport ganz niederschwellig die Menschen verbinde. Auf kultureller Ebene sei der Kulturkreis Hösel dagegen noch ein Einzelfall.