Lintorfer Weinmarkt - Feiern, bis das Amt kommt
Verbote und Auflagen setzen dem Weinmarkt zu. Die feiernden Bürger proben den Aufstand.
Lintorf. „Wir lassen uns doch das Feiern nicht verbieten!“ Diese Aussage von Bernhard Vosswinkel traf zum Auftakt des Lintorfer Weinmarktes auf breite Zustimmung. Überall wurde genickt — und gefeiert. Proppenvoll war es dementsprechend schon am Vatertag an den Weinständen. Ob durch das schöne Wetter, den freien Tag oder auch einfach nur durch eine „Jetzt-erst-Recht“-Einstellung: Die Lintorfer genossen ihr Weinfest. „Wir hatten schon zum Auftakt Super-Stimmung und es war richtig voll“, freute sich Brigitte Schultz von der Werbegemeinschaft.
Was gab es im vorhinein nicht für ein Tamtam: Zu lang, zu laut, zu feucht-fröhlich monierten die einen. Weinfest ist doch nur einmal im Jahr, konterten die anderen. In der Vergangenheit blieb es meist nicht bei den vorgegebenen Öffnungszeiten. Nach Budenschluss nahm man die eine oder andere Flasche mit und blieb in geselliger Runde bis in die Puppen. Zu den unschönen Randerscheinungen zählten jedoch einige Handvoll Jugendlicher und junger Erwachsener, die den Weinmarkt nutzten, um Randale zu machen. „Das Fest ist in den vergangenen drei Jahren richtig ausgeartet“, sagte Ordnungsamtsleiterin Barbara Arndt.
Da massives Ungemach mit dem Ordnungsamt drohte, musste die örtliche Werbegemeinschaft regulierend eingreifen. Sie schaffte die Musikbeschallung ab und verkürzte die Öffnungszeiten: Am Freitag und Samstag muss statt wie bisher um Mitternacht jetzt schon um 22 Uhr Schluss sein, am Sonntag sogar um 20 Uhr. Am Donnerstag war 21 Uhr als Ausschankende festesetzt. Lange nach 22 Uhr war der Platz an der Speestraße aber immer noch gut besucht: Man hatte sich einfach bevorratet.
Dass es keine Musik gab, empfanden viele nicht als Manko. „So ist es nicht ganz so laut und man kann sich wenigstens ein bisschen unterhalten“, lobte beispielsweise Kerstin Gehring sogar die Maßnahme.
Missverständnisse gab es im Vorfeld offenbar auch mit den Gläsern. Angeblich sollte es die edlen Tropfen nur noch aus Plastikbechern geben. Prompt gaben sich die Weinliebhaber kämpferisch: „Mündige Bürger: Bringt Eure eigenen Weingläser mit! Gegen einen amtlich verordneten Verlust an Lebenskultur!“ hieß es auf Plakaten, die an der Speestraße geklebt wurden. Barbara Arndt, Leiterin des Ordnungsamtes, stellt klar: „Wir haben nur Weingläser mit Stiel verboten — die könnten zu gefährlichen Waffen werden.“ Gegen normale Gläser sei nichts einzuwenden.
So schenkten die Winzer — nicht sehr stilvoll — aus kleinen Bechergläsern mit Pfand aus. Arndt verteidigte die Restriktionen: „Das sind keine schönen Maßnahmen und keine Schikane. Die Sicherheit steht an oberster Stelle.“ Außerdem sei der Weinmarkt kein Volksfest, sondern ein „Spezialmarkt zur Weinverkostung“. Für die Einhaltung der Öffnungszeiten sei der Veranstalter verantwortlich. Arndt: „Eine Stunde nach Beendigung des Ausschanks muss der Platz leer sein — auch wegen der Nachbarn.“ Der Weinmarkt sei schließlich nicht die einzige Veranstaltung im Jahr. „Ich verstehe ja, dass Anwohner nicht so begeistert sind, wenn es abends lange laut ist“, sagte Kerstin Gehring. „Andererseits muss man auch mal fünf gerade sein lassen können.“ Anwohner Dirk Finken fühlt sich nicht gestört. „Die Speestraße ist natürlich schon voller. Aber solche Feste gehören zum Dorfleben einfach dazu.“