Luther-Jahr wird ökumenisch gefeiert
Morgen gibt es gleich zwei gemeinsame Veranstaltungen von Katholiken und Reformierten.
Ratingen. Wenn Stadtkirchen-Pastor Gert-Ulrich Brinkmann über Luther spricht, dann kann sich seine oft rein sachlich anmutende Art in wahre Begeisterung wandeln. Natürlich ist das auch der Job eines evangelischen Kirchenmanns — aber gleichermaßen angenehm wie erfreulich kommt es doch rüber. Und offenbar nicht nur, weil die evangelische Kirche nun nach 500 Jahren die Reformation zelebriert. Auch mit ökumenischen Unternehmungen.
Am morgigen Palmsonntag beginnen die Feierlichkeiten um 11.30 Uhr in der evangelischen Stadtkirche. Von dort zieht eine Palmprozession zur Messe in St. Peter und Paul. Ebenfalls für morgen lädt die Stadtkirche zum Konzert „Bilder der Passion“, einem Liedoratorium von Clemens Bittlinger. Das Konzert beginnt um 18 Uhr und wird von der Kantorei gestaltet, Eintritt ist frei.
Der tiefe Sinn liege in Schrift und Glauben, in Gnade und Christus, sagt er. „Das sollte gelebt werden — und das kann uns auch mit den katholischen Christen verbinden.“ Die so genannte Offene Stadtkirche hat einen üppigen Strauß an Veranstaltungen zusammengestellt, die sich durch die Bank fröhlicher Themen erfreut, hat aber auch immer wieder Begegnungen mit den Schäfchen der benachbarten St.-Peter-und-Paul-Kirche geplant.
„Das ist gelebte Ökumene, und das praktizieren wir schon seit langem, vor allem seit der Zeit in den 1990ern, als die Katholiken wegen der Renovierung ihres Gotteshauses in der Stadtkirche zu Gast waren“, so Brinkmann.
Zur Gründung der ältesten evangelischen Kirche in Ratingen, der Stadtkirche, hatte schon der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-1688) eine Spende beigetragen. Der 1684 fertig gestellte dreischiffige Bruchsteinbau mit seinen Rundfenstern war die erste reformierte Kirche im Rheinland. Daher erklärt sich auch die etwas zurückgesetzte Platzierung an der Lintorfer Straße. Die erste Reihe war seinerzeit ausschließlich für Christen katholischen Glaubens reserviert.
Durch ihre späteren Ergänzungen im Giebelbereich, die seitlich eingelassene barocke Grabsteinplatte oder den Backsteinwestturm, der im neuromanischen Stil errichtet wurde, eignet sich die Stadtkirche außerdem hervorragend für einen Spaziergang durch die verschiedensten Epochen der Architekturgeschichte.
Jetzt aber wird gefeiert, gepredigt, gebetet, erklärt und gelacht. Bis zur traditionellen „Mahlzeit Dr. Luther“ am 31. Oktober, bei der der Kommunikationschef der Deutschen Bank, Jörg Eigendorf, spricht, sind mannigfaltige Kurzweil und Weiterbildung im religiösen Angebot.
Am 27. April zum Beispiel geht es im Pfarrzentrum St. Peter und Paul um 19.30 Uhr um „Luther aus katholischer Sicht“. Die Liebesgeschichte der Luther-Ehefrau Katharina von Bora ist in einem Musical am Donnerstag, 18. Mai, im Haus am Turm Thema. Beim Stadtkirchenfest mit allem Drum und Dran der Unterhaltung am 11. Juni kann man auch ein Selfie mit einer Lutherfigur machen.
„Worms, Wartburg, Wittenberg“ sind Dreh- und Angelpunkte einer Vortragsveranstaltung, bei der unter anderem Pfarrer Brinkmann und Hans Müskens, Kenner der katholischen Geschichte und Promoter der Ökumene, sprechen. Auch im September wird ökumenisch referiert und ab 11.15 Uhr bei einem monumentalen Gottesdienst mit Bühnenprogramm auf dem Marktplatz der Glaube gefeiert.
Der nicht mehr heimliche, sondern geradezu unheimliche Erfolg des Luther-Jahrs ist eine Playmobil-Figur des Reformators, die bislang 750 000-mal verkauft worden ist. Sie ist der absolute Renner ihres Herstellers und übertrifft bei weitem alle anderen Einzelfiguren.