Michel läuft zu Höchstform auf
Am 19. Mai hat ein neues Stück auf der Freiluftbühne in Ratingen Premiere.
Ratingen. „Neiiiiin!“ Da hat sich der Michel aus Lönneberga wieder einen Schabernack ausgedacht: Kreischend stürzt die tumbe Magd Lina vom Dach des Holzhauses, nachdem sie von dem kecken Jungen einen Schubs bekommen hat. Regisseur Ralph Reiniger ist noch nicht ganz zufrieden, will die Szene noch einmal üben. Also ordnet Schauspielerin Victoria Wiese, nachdem sie auf dem hohen Matratzenstapel gelandet ist, ihre Kleidung und steigt erneut aufs Dach. Dort macht sich Michel alias Hannah Rühl schon für den nächsten Schubser bereit.
Seit zehn Tagen laufen die Proben auf der Naturbühne am Blauen See auf Hochtouren. „Wir liegen im Zeitplan. Der lange Winter hat nur unseren Kulissenbauern zu schaffen gemacht. Die mussten seit Mitte März auch schon mal im Schnee arbeiten — das war nicht lustig“, berichtet Regisseur Ralph Reiniger vom Stand der Dinge.
Am 19. Mai hat das neue Stück von Theater Concept Premiere. Und es ist noch sehr viel zu tun: Die Kostüme sind noch nicht alle fertig, an den Kulissen wird noch gebastelt, und immer wieder müssen Szenen und Abläufe geprobt werden.
Während die meisten der achtköpfigen Schauspielertruppe die Naturbühne von früher kennen, ist Hannah Rühl zum ersten Mal dabei. „Ich bin total begeistert von diesem Ort“, sagt sie. Die 23-Jährige sieht Jahre jünger aus — die Michel-Rolle ist mit ihr bestens besetzt.
„Nächste Woche kommen Truthähne, Gänsen, Enten, Hühner und Riesenhasen“, kündigt der Regisseur an. Das Pferd „Lukas“ sei dagegen schon regelmäßig bei den Proben dabei. Der Ratinger Landwirt Georg Frohnhoff — er spielt als stummer Knecht mit — bringt dafür jedes Mal sein Pferd „Timmy“ zur Naturbühne.
Mitten in der Probe taucht Regina Strunden auf: Die Ratinger Kostümbildnerin hat in München bei Bogner gelernt und schneidert jetzt die Klamotten für die Truppe. Die Magd zwängt sich gleich in die neue Bluse. Mit ein paar Verrenkungen testet sie die Bewegungsfreiheit. Die Kleidung muss robust sein und die Spielzeit über halten. Außerdem müssen die Schauspieler sie schnell wechseln können, da sie oft in mehrere Rollen schlüpfen.
Steffen Essigbeck alias „Frau Petrell“ bekommt von Strunden ein Paar Stöckelschuhe zum Anprobieren. „Die stehen ihm gut. Männer haben oft die schöneren Frauenbeine“, sagt Regieassistentin Nadja Godzina hintergründig.
Für Ida, Michels kleine Schwester, gibt es ein weißes Kleidchen. Das verdeckt das Haltegeschirr, an dem sie am Fahnenmast in die Höhe gezogen wird. Für derlei Action ist Stuntkoordinator Jan-Philipp Hilger zuständig. Er sorgt dafür, dass das Klohäuschen mit einem Knall in seine Einzelteile zerfällt und ein Dummy im hohen Bogen ins Gebüsch fliegt. „Bungee-Seile und ein Katapult.“ Mehr will Hilger nicht verraten.