Wechsel von Winterreifen: Werkstätten am Anschlag

Die Werkstätten sind mit dem Wechsel von Winterreifen ausgelastet. Für Inspektionen und größere Reparaturen bleibt keine Zeit.

Ratingen. Kleine Inspektion? Fehlanzeige. Ölwechsel? Vielleicht zwischendurch, wenn der Wagen den ganzen Tag in der Werkstatt bleibt. In den Werkstätten, an Tankstellen und bei den freien „Schraubern“ treten Bremsbelag-Tausch, Ölservice oder Auspuffwechsel zurzeit in den Hintergrund.

Die meisten nehmen solche Aufträge nur an, erledigt werden sie erst später. Der Grund: Alle sind mit dem Wechsel von Winterreifen beschäftigt — und damit völlig ausgebucht.

„Noch zwei Wochen? Ich dachte, das Schlimmste ist jetzt vorbei.“ Michael Frick ist mehr als überrascht, als er bei seinem Reifenhändler seinen Termin für den Wechsel der Winterreifen erfährt. Er habe extra gewartet, bis der größte Ansturm vorbei sei.

„Der größte Ansturm — der ist immer noch“, sagt Savvas Tsemikidis, Pächter der Tankstelle an der Hans-Böckler-Straße. „Hier brennt die Bude.“

30 bis 35 Autos schaffe er pro Tag, mehr gehe nicht. Die Stückzahl schaffe er nur, weil alle anderen Reparaturen zurückgestellt werden. Einen Ölwechsel könne er mal dazwischen schieben, bei Inspektionen sieht es schlecht aus. Nur langfristig vereinbarte Reparaturen würden erledigt — wie der Zahnriemenwechsel, den er am Donnerstag vornahm.

Auch beim Autohaus Sahm ist es zurzeit kaum möglich, einen Inspektionstermin zu bekommen. „Wir haben zweieinhalb Wochen Vorlauf — nur wegen der Reifen“, sagt Ilaria Cicu vom Kundendienst. „Natürlich lassen wir keinen hängen, wenn es um ganz dringende Fälle geht.“

Thomas Morcinek vom Kfz-Service Pfeif in Lintorf hat sich mittlerweile an die langen Gesichter seiner Kunden gewöhnt, wenn sie zum Reifenwechsel kommen. „Wir sind seit vier Wochen dran — und es nimmt kein Ende“, sagt er. „Ende der zweiten Mai-Woche, da geht noch ’was. Vorher ist absolut nichts drin.“

Tankstellenpächter Tsemikidis erklärt: „An Ostern gab es noch Schnee und minus zehn Grad. Und als es endlich wärmer wurde, haben viele noch Angst vor einem Wetterumschwung gehabt und weiter abgewartet.“

Die meisten Kunden hätten Verständnis für die Wartezeit. Aber täglich kommen welche, die „eben mal auf die Schnelle“ die Reifen gewechselt haben wollen. Rund 450 komplette Reifensätze hat er in den anliegenden Garagen gelagert.

Dass der Ansturm immer noch so groß ist, hätte auch Kunde Jens Hebert nicht gedacht. „Bei diesen Temperaturen mache ich mir doch die Reifen kaputt. Die weiche Gummimischung rubbelt sich doch ab wie nichts“, ärgert er sich. Ein Mitarbeiter beim Reifenspezialisten „Euromaster“ beruhigt: „Zwei, drei Wochen bei warmen Temperaturen machen nicht so viel aus. Man sollte nur nicht den ganzen Sommer damit durchfahren.“ Wird der Reifen zu warm, verhärte er sich und verliere seinen Grip.