Mister Ratingen wird am Donnerstag 80

Alfred Dahlmann hat nachhaltig das Bild Ratingens geprägt. Er brachte unter anderem Angerbad, Eishalle und Rathaus auf den Weg.

Ratingen. Sein Lieblingsort in der Stadt ist der Löwenbrunnen auf dem Marktplatz. Den hat er — heute kaum vorstellbar — vor fast vier Jahrzehnten gegen massive Widerstände durchgeboxt.

Damals war er der Macher, der das Bild der Stadt, wie es sich heute zeigt, maßgeblich mitgestaltet hat: Alfred Dahlmann. Am Donnerstag wird der Politiker, Jurist und ehemalige Stadtdirektor 80 Jahre alt.

Der gebürtige Essener wurde 1965 im jungen Alter von 32 Jahren zum Ersten Beigeordneten der Stadt Ratingen gewählt. Als danach der damalige Stadtdirektor einen Herzinfarkt erlitt, sprang Dahlmann als Verwaltungschef ein.

Und schon damals lag dem promovierten Juristen die historische Innenstadt besonders am Herzen. Sein erster Streich war die Rettung des Bürgerhauses, das marode war und abgerissen werden sollte. Obwohl seit der Jugend CDU-Mitglied, gelang es Dahlmann damals, mit der grauen Eminenz der SPD, Harry Kraft, eine Allianz für den Erhalt des Bürgerhauses zu schmieden.

Doch Dahlmanns „Spuren“ sind auch noch an vielen anderen Stellen im Stadtgebiet sichtbar. In seiner Amtszeit als Stadtdirektor brachte er viele Projekte auf den Weg, die auch das Bild des heutigen Ratingens prägen. Das Erste war das Stadttheater, dann folgten Rathaus, Stadthalle, Angerbad, Eissporthalle und Stadtmuseum, verschiedene Schulneubauten und das Medienzentrum.

Auch der innerstädtische Verkehrsring („das hat zehn Jahre gedauert“), das Gewerbegebiet Tiefenbroich und der Erholungspark Volkardey gehen auf sein Konto. Der Park sei eine strategische Entscheidung gewesen, sagte Dahlmann in einem WZ-Gespräch. Damit wollte er verhindern, dass dort gebaut wird.

Für die Politik war damals gewöhnungsbedürftig, dass der gelernte Jurist sich zunehmend als Stadtplaner und -gestalter betätigte. Aber für seine neue Heimat („Ratingen ist meine Liebe“) legte er sich gerne ins Zeug:

Die Stadt sollte nicht weiter in die Fläche gehen, sondern inmitten der Großstädte eine grüne, historisch gewachsene Insel bleiben. „Das war die schönste Zeit. Wir konnten viel verändern und für die Stadtentwicklung tun. Ich bedauere, nicht länger geblieben zu sein“, sagt der 80-Jährige heute rückblickend.

1986, nach 21 Jahren in der Ratinger Verwaltung, erlag Dahlmann dem Lockruf nach Krefeld, wo er Oberstadtdirektor wurde. Dem steilen Aufstieg folgte jedoch der tiefe Absturz: Eine bis heute ominöse „Geschichte“, bei der junge, hübsche Frauen und Haschisch in „Alfredos“ Wohnung eine bis heute ungeklärte Rolle spielten, brachen dem damals 55-Jährigen das Genick.

Obwohl die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen ergebnislos eingestellt hatte, „sägte“ der Krefelder Stadtrat den querköpfigen Verwaltungschef nach zwei Dienstjahren ab. Die Ratinger Jonges verliehen ihm dennoch kurz danach ihre höchste Auszeichnung, die „Dumeklemmerplakette“.

Nach einem erfolgreichen Intermezzo als Manager des Düsseldorfer Hafens kehrte Dahlmann nach Ratingen zurück. Und noch immer mischt er sich ein — als sachkundiger Bürger und Ratsherr bei der Bürger-Union.

Nebenbei studiert er Geschichte in Düsseldorf, als nächstes will er den Master machen. Den Bachelor-Abschluss hat er mit 76 Jahren gemacht. Thema seiner Arbeit: Regierungsstil römischer Cäsaren.