Teddybären und Co: Liebe Begleiter ein Leben lang

Auf dem Museumsmarkt schwelgten viele Besucher angesichts der alten Puppen, Bären und Spielsachen in Erinnerungen.

Ratingen. Fritzl und Hein sitzen Arm in Arm auf einer alten Holzbank. Fritzl ist ein karamellbrauner Teddybär und Hein ein kleiner Stoffjunge im Seemannslook. Mit Echtheitszertifikat von Käthe Kruse kann man das süße Pärchen für schlappe 690 Euro mit nach Hause nehmen. Nicht alle Ausstellungsstücke im diesjährigen Ratinger Museumsmarkt bewegen sich in dieser Preisklasse. Viele aber haben einen ideellen Wert, der den materiellen bei weitem übersteigt.

Da haben wir zum Beispiel Paula. Paula ist eine kleine Puppe im Flamencokleid, die sichtlich schon einige Jahre auf dem kleinen Buckel hat. Nur ihre Augen strahlen unvermindert in hellem Blau — nicht ganz selbstverständlich, wie ihre Puppenmama Heide Talmann zugibt: „Ich war mit Paula eben beim Puppendoktor und er hat ihr zwei neue Augen verpasst.“ Denn Paula ist schon ein halbes Leben lang die treue Begleiterin von Heide.

„Ich habe sie zu meinem siebten Geburtstag von meiner Tante geschenkt bekommen“, erzählt die 83-jährige. „Kurz darauf brach der Krieg aus. Wir lebten zu der Zeit in Berlin, ich hielt Paula in den Armen, wenn über uns die Bomben fielen. Später sind wir dann in den Westen geflüchtet - Paula war immer dabei.“ Zwei Ehemänner hat die Puppe mit- erlebt, drei Kinder groß werden sehen. Verkaufen käme für sie nie in Frage, sagt Talmann.

Organisatorin Heike Krohn kennt viele solcher Geschichten. „Die meisten fangen an, wenn sie ihre alten Spielsachen aus dem Haus der Eltern holen müssen. . . Auf einmal ist die Kindheit wieder da.“ Man könne so ein wenig in eine kleine, heile Welt abtauchen. Und auf solchen Sammlerbörsen finde man teilweise Sachen, an denen unzählige Erinnerungen hängen.

„Viele Spielsachen wurden ja im Krieg zerstört — wenn man dann den gleichen Teddy wieder entdeckt, wie den, den man als kleines Kind hatte, dann ist das ein kostbares Geschenk.“ Sie selbst ist seit Jahren auf der Suche nach einem bestimmten Puppenhaus. Natürlich gibt es auch die Sammler, die eher den geschäftlichen Teil im Auge haben. Aber unter den Besuchern in der Stadthalle waren scheinen sie in der Minderheit zu sein.

Käthe Sanders hält ein altes Poesiealbum von 1902 in den Händen, ihre Augen schimmern feucht. „Macht man sowas heutzutage eigentlich noch?“ fragt sie. „Ich weiß noch, wie wir in der Schule diese Bücher getauscht und uns gegenseitig Sprüche und Lebensweisheiten hineingeschrieben haben — mit Glanzbildchen verziert.“

Sie schaut sich um. „Die ganzen Dinge hier sind aus einer Zeit, in der man Sachen nicht wegwarf, wenn sie kaputt waren, sondern repariert hat, so gut es ging. Da wurde ein Holzauto zum schönsten Weihnachtsgeschenk und der selbstgebastelte Kaufmannsladen hielt viele, viele Jahre. Dinge besaßen einen ganz anderen Wert als heutzutage.“ Sanft legt sie das Poesiealbum zurück auf den Tisch. „Der Wert dieser Dinge“ sagt sie „liegt nicht in dem, was sie kosten, sondern in den Erinnerungen, die an ihnen haften.“