Ratinger sagen, wo es beim Fahrradfahren brenzlig ist

Auch als fahrradfreundliche Stadt hat Ratingen noch Nachholbedarf. Das wird beim ersten Bürgerforum der Stadt deutlich.

Ratingen. Die Resonanz war auch für die Veranstalter überraschend: Beim ersten Bürgerforum zum Thema Radverkehr blieben am Montagabend im Freizeithaus am Berliner Platz nur sehr wenige Stühle frei. Das Interesse der Ratinger an Masterplan, geänderten Verkehrsführungen und neuen Vorschriften war sehr groß. „Ich möchte mich aus erster Hand informieren“, sagte Peter Gassner. Der Tourenleiter des ADFC sei durch die neue Rechtslage „völlig verunsichert“: „Wenn ich eine Gruppe führe, muss ich doch wissen, welche Wege erlaubt sind.“

Die Besucher bekamen nicht nur Informationen, sie durften auch eigene Ideen einbringen und Kritik äußern. Um ein Meinungsbild zu bekommen, sollte jeder auf einer Tabelle mit Klebepunkten Stellung beziehen. So erklärten viele Besucher, sie würden häufiger Rad fahren, wenn es weniger rote Ampeln und weniger verkehrsreiche Straße gäbe, das Rad fahren sicherer wäre und Auto- und Lkw-Fahrer mehr Rücksicht nehmen würden. Mehr Radwege, bessere Beleuchtung oder gar Stellplätze spielten eine nur untergeordnete Rolle.

In seinem Vortrag informierte der Verkehrsexperte Arne Blase die aktuellen Neuerungen in der Straßenverkehrsordnung, erklärte die Unterschiede zwischen Schutzstreifen und Fahrstreifen und erläuterte, wo Radwege benutzt werden können oder müssen. „Einiges ist wirklich neu für mich“, sagte eine ältere Radlerin.

Manche Vorschriften und Regeln brachten allerdings auch Teile der Zuhörerschaft in Rage, so dass der Experte Mühe hatte, die Gemüter zu beruhigen. Im Streit darum, ob neue Schutzstreifen wirklich sicherer sind als alte Radwege, versuchte der städtische Fahrradbeauftragte Carsten Knoch mit Fakten zu überzeugen: „Die Unfallzahlen belegen das eindeutig.“

Etliche Radler nannten konkrete Stellen im städtischen Radwegenetz, wo sie „ein unsicheres Gefühl“ haben. Vor allem die für beide Richtungen freigegebenen Einbahnstraßen sind manchem Radler nicht geheuer. Auch hier konnte Knoch beruhigen: „Es gab noch keinen einzigen Unfall in einer geöffneten Einbahnstraße.“ Immer wieder als mangelhaft erwähnt wurde der Radweg am Maubeuger Ring („Eiskanal“): zu schmal, oft zugewachsen, durch Laternenmasten zusätzlich verengt. Knoch gestand ein: „So wie dort sollte man Radwege nicht bauen.“

„Tolle Hinweise, viele Ideen, prima Beteiligung“, bilanzierte Knoch nach dem ersten Bürgerforum. Jetzt werde geprüft, was schnell und ohne großen Aufwand umgesetzt werden könne.

“ Ein zweites Bürgerforum findet am Donnerstag um 19 Uhr im Lintorfer Jugendzentrum „Manege“, Jahnstraße 28, statt.