Neue Zeder im Poensgenpark
Noch ist der Ärger über die Fällung des alten Baumes nicht verraucht. Doch der Nachfolger ist schon da.
Ratingen. Der alte Baum, unter viel Protest gefällt, ist weg, der neue ist schon da: In der vergangenen Woche wurde im Poensgenpark eine neue Atlaszeder gepflanzt. Der Baum ist in den vergangenen 15 Jahren in Norddeutschland sozusagen aufgewachsen und weist bereits eine stattliche Höhe von sieben bis acht Metern auf.
Bürgermeister Klaus Pesch freut sich insbesondere darüber, dass Gisela Schöttler und Oskar Pawelski dieses schöne Exemplar für den beliebten Poensgenpark und die Ratinger Bürger gespendet haben. „Ich danke den beiden Spendern herzlich für ihr Engagement. Mit der neuen Atlaszeder tragen sie zum wiederholten Mal zum Wiederaufbau des Poensgenparks bei“, erklärte Pesch.
Inzwischen liegt der Stadtverwaltung die abschließende Dokumentation und Begutachtung der gefällten Atlaszeder durch den beauftragten Baumsachverständigen vor. Demnach habe sich umfänglich bestätigt, dass die Fällmaßnahme absolut notwendig war, denn „die Atlaszeder wies durchgehend Spuren eines Befalls mit dem Kiefern-Braunporling auf“.
Dieser Pilz hatte eine intensive Braunfäule im Bereich der Stammbasis hervorgerufen, weshalb die Verkehrssicherheit des Baumes nicht mehr gewährleistet werden konnte. Hierzu heißt es unter anderem in der Abschlussdokumentation des Gutachters: „Die Untersuchung von zwei Stammscheiben zeigte, dass die zentrale Fäule bis in eine Höhe von über einem Meter im Baum aufgestiegen und der Stammquerschnitt durch Rissbildungen mechanisch stark beeinträchtigt war. Die Untersuchung (…) zeigte, dass der Stamm an seiner Basis durch Risse in mehrere Teile getrennt wurde, sich die Fäule mit zunehmender Tiefe weit ausgebreitet hatte und Teile des statisch wirksamen Wurzelsystems bereits verrottet waren. (…) Von dem Baum ging damit eine Gefahr aus, auf welche die Baumeigentümerin reagieren musste.“
Die neue Atlaszeder hat den Umzug von Norddeutschland nach Ratingen gut überstanden und wird in den nächsten Monaten intensiv gepflegt, damit sich der Baum schnell in die Umgebung einfügen und sich gut entwickeln kann.
Rückblick: Die Fällung des alten Baumes sei eine Schande für die Stadt Ratingen, hieß es in einer ersten Stellungnahme der Initiative, die sich für den Erhalt der alten Zeder stark gemacht hatte. Bis zuletzt hatte man gehofft, war sogar juristisch vorgegangen. Ein Gutachter hatte bescheinigt, dass die Zeder biologisch und historisch wertvoll sei.
Der Baum sei erhaltungswürdig und aufgrund der Untersuchungsergebnisse auch in wirtschaftlicher Hinsicht erhaltungsfähig, urteilte Viktor Longo, der für das Sachverständigenbüro Oliver Menke die Expertise ausgearbeitet hat. Zur Feststellung der Standsicherheit des Baumes sei eine eingehende Untersuchung mittels Zugversuch innerhalb der nächsten zwei Jahre notwendig, befand der Gutachter. Die Initiative um Sprecher Heiner Dörffel hatte zahlreiche Unterschriften gesammelt, die sich für den Erhalt der Zeder aussprachen.
Reinhart Hassel, Wald und Holz NRW, Regionalforstamt Ruhrgebiet (Forstamtsleitung), betonte: „Die Fällung der Zeder hätte nicht erfolgen dürfen, ohne dass man sich ein Bild über die Stand- und Bruchsicherheit mittels Zugversuch gemacht hat. Wenn es meine Zeder gewesen wäre, würde ich Schadensersatz wegen einer falschen Diagnose verlangen.“