Radler üben Kritik am Prädikat „fahrradfreundlich“
Viele Radwege sind marode, zugeparkt oder gefährlich, sagen Bürger. Es habe sich in den letzten Jahren aber schon viel getan, findet der ADFC.
Ratingen. Wenn er von seinem verstorbenen Bekannten erzählt, wird Gerhard Filgers Stimme leise. Der Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) in Ratingen klingt bedrückt. „Das wäre einfach nicht passiert, wenn es an dieser Stelle eine Ampelanlage gäbe“, sagt er.
Sein Bekannter war mit dem Rad auf der Kaiserwerther Straße in Richtung Kaiserswerth unterwegs gewesen. Als er die Straße queren wollte, wurde er von einem Auto erfasst. Diese Erfahrung, sagt Filgers, zeige: Es muss noch einiges getan werden, damit Radfahrer sicherer unterwegs sein können.
„Aber ich will nicht verbittert klingen. Denn, und das muss auch gesagt werden, es ist schon einiges geschehen. Gerade in Ratingen.“ Deshalb findet er es auch richtig, dass die Stadt am 20. November vom NRW-Verkehrsminister in die Arbeitsgemeinschaft der fahrradfreundlichen Städte aufgenommen wird.
Dies steht seit September fest, nachdem eine Kommissionvon Verkehrsexperten in Ratingen die Situation für Radfahrer in der Stadt unter die Lupe genommen hat. Wie damals berichtet, lobte der Fahrradexperte der Landesregierung, Peter London, die vielen positiven Ansätze und Entwicklungen in Ratingen. Zentrales Merkmal sei der Masterplan: „klare Ziele, ein klasse Konzept“. Ein Extralob gab es für die Fahrradstation am Ostbahnhof mit ihrem „hervorragenden“ Service (Vermietung, Bewachung, Reparatur).
Der Masterplan wurde bisher den Bürgern noch nicht vorgestellt. Das soll nun nachgeholt werden, teilt die Stadt mit. Und zwar im Rahmen zweier Bürgerforen am 4. und 7. November (siehe Infobox). Dort wird der Fahrradbeauftragte der Stadt, Carsten Knoch, über geänderte Verkehrsführungen berichten. Bürger sollen aber auch die Möglichkeit haben, zu sagen, wo sie sich Verbesserungen wünschen.
Und Knoch kann mit viel Resonanz rechnen. Denn die Radfahrer in der Stadt zeigen sich wenig erfreut über manche Hindernisse, die sie in Kauf nehmen müssen. Ein besonderer Dorn im Auge von Brigitte Meister beispielsweile sind marode Radwege wie an der Homberger Straße. „Ein Problem sind aber auch zugeparkte Radwege. Das ärgert mich besonders“, sagt sie. Als Beispiel nennt sie den Radweg an der Eisenhüttenstraße hinter dem Edeka-Supermarkt.
Auch Werner Biallowons ärgert sich über marode und zugeparkte Radwege. „Der an der Kölner Straße Richtung Breitscheid muss dringend saniert werden“, sagt er. „Und an der Mülheimer Straße bin ich oft gezwungen, auf die Straße auszuweichen, weil die Autofahrer alles blockieren.“
Die neuen Radwege, die die Stadt eingerichtet hat und für die sie auch von der Expertenkommision gelobt wurde, hat Billowons schon wahrgenommen. „Das ist auch gut. Aber manche Radwege sind meiner Meinung nach zu gefährlich, weil sie mitten auf der Fahrbahn verlaufen. Da fühle ich mich nicht sicher.“