Rat berät über Ladenlücke im Markthaus

Investor und die Grünen plädieren für den Einzug eines Biobäckers. Die Stadt hat andere Pläne.

Foto: Blazy

Ratingen. Vor der parlamentarischen Sommerpause gibt es im Rat noch viel zu besprechen — und zu entscheiden. Seit Monaten geht es um eine kleine Ladenlücke im neuen Markthaus 20. Dort sollte sich eigentlich ein Textiler etablieren, wie Rat und Verwaltung zusammen mit Investor Gunnar Marx vereinbart hatten. Doch der Essener fand keinen passenden Interessenten. Und nun ist das Dilemma da: Marx will an Backbord festhalten, präsentierte am vergangenen Samstag exklusiv die Pläne des Bio-Bäckers, der von der Oberstraße ans Markteck ziehen soll. Heute soll der Rat im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung entscheiden, wie es mit der Ladenfläche an prominenter Stelle weitergeht.

Die Fraktion der Grünen betonte, dass der Altstadtcharakter der Ratinger Innenstadt und die Anforderungen der modernen Branchenführer im Textileinzelhandel offensichtlich nicht zusammen passen. Die Häuserfronten sähen zwar kleinteilig nett aus, das Kopfsteinpflaster wirke gemütlich, doch komme es auf große Verkaufsflächen an, die der Marktplatz nicht biete. „Das ist zwar sehr bedauerlich, aber Realität. Ähnliche Erfahrungen haben wir doch beim Bauprojekt Kirchgasse gemacht, wo sich Interboden am Ende ganz zurückgezogen hat“, sagt Ratsmitglied Christian Otto. Das Schlimmste für Ratingen sei Leerstand, dem unbedingt Einhalt zu gebieten wäre. Der Bio-Bäcker Backbord ist für die Grünen-Fraktion alles andere als eine Notlösung. „Mit Backbord kommt noch mehr Leben auf den Marktplatz, auch an den Tagen ohne Wochenmarkt“, betonte Otto. „Wir müssen mit unseren Pfunden wuchern. Der Marktplatz kann gemütliche Stube sein, das ehemalige Hertiehaus moderne Einkaufsstätte.“

Marx hatte zuletzt angesichts des Leerstandes in der City erklärt: „Ich warne vor einem Flächenbrand. Aktuell stehen in der absoluten Eins-A-Lage auf rund 100 Metern Länge bereits vier Ladenlokale leer. Dieses hat eine Signalwirkung für alle Unternehmen, die sich neu in der Fußgängerzone von Ratingen ansiedeln wollen. Jeder Expansionsmitarbeiter prüft vor einer Anmietung das Handelsumfeld — bei hohen Leerstandszahlen raten die Expansionsmanager ihren Unternehmensleitungen erfahrungsgemäß von einer Anmietung an dem Standort ab.“ In Shoppingcentern würden heute sogar die Leerstandsquoten vertraglich vereinbart, und der Mieter habe ein Sonderkündigungsrecht, wenn der Leerstand zunimmt, erklärt der bundesweit aktive Investor aus Essen. „Je länger ein Laden leer steht, umso schlechter werden die Neuvermietungschancen, wie die Neuvermietung an den Ein-Euro-Shop im Stadttor beweist. Bis heute haben wir von der Stadt keinen ernsthaften textilen Interessenten genannt bekommen. Wir wissen auch nicht, für welchen Makler sich die Stadt Ratingen zur Vermarktungsunterstützung entschieden hat. Von einem anderen Makler haben wir bisher noch gar nichts gehört. Vermutlich hat gar kein anderer Makler Interesse an dem Auftrag, weil jeder bundesweit tätige Makler die Krise im Textileinzelhandel genau kennt und auch weiß, dass die Schaufensterfront für einen Textiler nicht breit genug ist. Zaubern kann ja niemand — wenn es keinen Textiler dafür gibt, kann ihn niemand herbeizaubern“, betonte der Investor.

Fakt ist, dass alle Parteien mit der aktuellen Situation sehr unzufrieden sind.