Ratingen: Ein Kulturtag, der begeistert
Von Notlösung keine Spur: Das Stadttheater hat sich als Ausweichort bestens bewährt.
Ratingen. Wie man aus der Not eine Tugend machen kann, zeigte das Ratinger Kulturamt am Sonntag auf beeindruckende Weise: Da das Stadtmuseum wegen Umbaus geschlossen ist, musste man sich für den 13. Ratinger Kulturtag etwas Neues einfallen lassen. Und man hat mit dem Stadttheater eine Ausweichmöglichkeit gefunden, die sich als mehr als nur eine reine Notlösung heraus gestellt hat.
Schon im Vorfeld hatten viele Gruppen und Vereine verlauten lassen, dass sie sich sehr auf die große Bühne des Theaters freuen. Eine Freude, die von den Besuchern ganz offensichtlich geteilt wurde. Denn bei vielen der Programmpunkte platzte der Saal aus allen Nähten. Bei knapp 620 Sitzplätzen hieß das mehr als ordentliche Besucherzahlen.
Davon war auch Andreas Mainka vom Kulturamt überzeugt: „Wir haben den ganzen Tag über einen sehr hohen Besucherpegel im Haus gehabt. Der Zuspruch ist sicher so groß wie in den Vorjahren, wenn nicht sogar höher.“
So viel Platz der Veranstaltungssaal auch bot, so eng wurde es zeitweise im restlichen Gebäude. Doch die Planung stimmte, der kostbare Platz wurde optimal genutzt: Wo sonst die Garderobendamen Jacken und Mäntel entgegennehmen, waren die Infostände zahlreicher Ratinger Institutionen und Vereine aufgebaut, dazu gab es im Foyer mehrere Ausstellungen mit Bildern und Skulpturen.
Weitere Stände fanden im Eingangsbereich vor dem Theatersaal Platz — wer hinein wollte, musste an allen Ausstellern vorbei, konnte hier einen Blick riskieren, dort ein Wort wechseln. Eine Besucherin war angetan vom neuen Austragungsort: „Es gefällt mir richtig gut hier, es verläuft sich nicht so sehr.“
Aber nicht nur der Ort konnte überzeugen, auch das Programm hatte es in sich: Geboten wurde Tanz, Musik, Literatur und Theater hautnah. Spannend war die öffentliche Probe des Konzertchors ‘73, bei dem gut 200 Besucher live miterleben durften, wie viel Arbeit hinter einem Chorkonzert steckt — und wie viel Spaß und Freude.
Nicht weniger Begeisterung riefen gleich darauf die dreizehn Tänzerinnen von „Las Candelas“ mit ihren feurigen Flamencokünsten hervor. „So ein tolles Programm, das ist doch wunderbar. Und das sind alles Leute von hier, erstaunlich“, zeigte sich eine Besucherin beeindruckt.
Genug zum Staunen gab es auch für die kleinen Besucher. In einem Nebenraum hatte man ein „Kinderspaßhauptquartier“ errichtet, in dem es den ganzen Tag über hoch her ging. Jungs und Mädchen mit bunt geschminkten Gesichtern waren konzentriert in Brettspiele vertieft oder malten Bilder.
Zwischendurch ging es nach nebenan zur Lesung mit Josef Schönen. Nur mit seiner charismatischen Stimme und dem Märchen vom „hässlichen Entlein“ zog er die Zuhörer in seinen Bann. Die Kinder lauschten voller Spannung, während die Erwachsenen sich schon lächelnd auf das nahe Happy End freuten.
Es zeigte sich also, dass das 13. Jahr eben nicht das verflixte Unglücksjahr sein muss und dass die Kulturszene in Ratingen so lebendig und flexibel ist, dass sie locker und kreativ mit Herausforderungen wie diesem Ortswechsel umgehen kann.