Großeinsatz in Ratingen Mehrere Einsatzkräfte in Lebensgefahr

Update | Ratingen · Um 11.15 Uhr gab es einen Einsatz in einem Hochhaus an der Berliner Straße, der normal verlaufen sollte. Doch es kam ganz anders.

Nach einer Explosion sind in Ratingen West zahlreiche Rettungskräfte im Einsatz.

Foto: Patrick Schüller

Als gegen 11.15 Uhr der Einsatz in einem Hochhaus an der Berliner Straße begann, konnte niemand ahnen, welche Dimension das über mehrere Stunden folgende Geschehen annehmen würde. Die Nachrichtenlage war jedenfalls zunächst diffus.

Gegen zehn Uhr am Morgen habe die Wohnungseigentümergesellschaft die Polizei dahin gehend verständigt, dass ein Briefkasten eines Bewohners überquelle, hieß es. Die Polizei habe dann die Feuerwehr hinzugezogen, um die Tür zu öffnen.

In der Wohnung lebe eine Mutter mit ihrem Sohn. Im Zimmer sei Feuer gewesen. Der Sohn habe mit einem noch nicht näher identifizierten Gegenstand eine Detonation ausgelöst. Und es kam tatsächlich zu einer schweren Explosion, bei der mehrere Feuerwehrleute und Polizisten verletzt wurden – zum großen Teil lebensgefährlich.

Es wurden weitere Einsatzkräfte hinzugezogen, Rettungshubschrauber flogen über Ratingen West, brachten die Verletzten in Krankenhäuser. Der Häuserblock an der Berliner Straße wurde zu einem abgeriegelten Bereich, Spezialeinsatzkräfte kamen hinzu. Das Medienaufkommen war enorm: Viele Kamerateams rückten an.

Und dann ging das große Warten los. Scharfschützen positionierten sich auf hochgelegenen Balkonen, immer wieder gab es Schüsse zu hören. Unterdessen konferierten die Beigeordneten Harald Filip und Patrick Anders mit Feuerwehrchef René Schubert, der auf Anfrage bestätigte, dass mehrere Kollegen bei dem Einsatz lebensgefährlich verletzt worden seien.

Gegen 15 Uhr erfolgte der Zugriff, ein 57-jähriger Wohnungsinhaber erlitt schwere Verletzungen. In der Wohnung fand man eine Leiche, bei der es sich um die Mutter des Mannes handeln soll. Doch der Einsatz war noch längst nicht beendet, auch wenn die Scharfschützen von den Balkonen und erste Spezialkräfte den Einsatzbereich verließen.

Polizisten sorgten dafür, dass Gaffer auf Distanz gehalten wurden. Das betroffene Gebäude, in dem der Einsatz und die Explosion geschahen, wurde gesichert. Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte im Landtag, wo er an einer Ausschusssitzung teilnahm, die Polizei ermittle „mit Hochdruck“. Es sei für ihn „unbegreiflich“, dass Menschen wie Polizisten und Feuerwehrleute zu einem Einsatz gingen und helfen wollten und „am Ende ihr Leben riskieren“.

Viele Einsatzkräften standen unter Schock. Notfallseelsorger Frank Schulte war zur Stelle. Vor allem die Nachricht, dass Feuerwehrleute und Polizisten bei dem Einsatz sehr schwer verletzt wurden, erschütterte die betroffenen Menschen zutiefst.

Die Stadt Ratingen hat gestern einen sehr schlimmen Tag erlebt, der noch lange nachwirken wird.

(csh/dtm/abin/kle/dpa)