Ratingen setzt mit Esprit Modetrends

1250 Mitarbeiter arbeiten in der Zentrale von Esprit. Dort bestimmen Designer heute, was 2014 getragen wird.

Ratingen. Die neuen Trends hängen gleich im Eingangsbereich der Konzernzentrale in Ratingen: Blazer in allen möglichen Blautönen, dazu beigefarbene Hosen. Genau diese Farbkombination sollen Frauen und Männer zurzeit tragen — sagen die Designer von Esprit.

Doch im kommenden Monat kann das schon wieder anders aussehen. Denn die Kreativen des Modekonzerns denken sich zwölfmal im Jahr eine neue Kollektion aus — Mode ist ein schnelllebiges Geschäft.

Das war in den 1960er-Jahren anders. Damals begann die Geschichte des heute weltweit agierenden Konzerns, der einen Jahresumsatz von 2,9 Milliarden Euro erwirtschaftet.

Gegründet wurde die Firma von dem Paar Susie und Doug Tomkins 1968 aus den USA. Genauer aus San Francisco. Die Gründer sind längst aus dem Unternehmen ausgestiegen. Aber ihre Idee von Mode, die sie damals hatten, hat sich durchgesetzt. Sie ist so erfolgreich, dass das Unternehmen aktuell weltweit mehr als 1000 eigene Stores betreibt. Dazu gibt es Verkaufsflächen in Kaufhäusern sowie Franchiseunternehmen. Bei diesem Konzept bleiben die Ladenbesitzer zwar selbstständig, vertreiben aber ausschließlich die Ware des Franchisegeber — in diesem Fall die von Esprit.

Entworfen werden sowohl die einzelnen Shops als auch die Mode in der Zentrale in Ratingen. Dort arbeiten Designer, Textilingenieure, Architekten und andere kreative Köpfe an der Marke. Insgesamt sind es 1250 Mitarbeiter am Standort im Kreis Mettmann.

Ursprünglich hatte der Konzern keine Hauptadresse, sondern unterhielt noch Nebenstandorte in Düsseldorf. „Das Unternehmen entschied sich dann aber für eine einzige große Zentrale in Ratingen, um so auch das ständige Pendeln seiner Mitarbeiter zwischen Düsseldorf und Ratingen zu reduzieren und um die Arbeitsabläufe zu optimieren“, sagt ein Sprecher.

In Ratingen nun steht seit 2003 die Zentrale im Osten des Stadtgebiets mit direkter Autobahnanbindung zum Flughafen. Denn aus ganz Europa und teilweise weltweit kommen Einkäufer der Kaufhausketten nach Ratingen, um sich im Showroom die aktuellen Trends anzuschauen.

Entworfen werden die Kleidungsstücke nicht wie früher mit Stift, Block und Kreide auf dem Schnitttisch, sondern am Computer. Ist ein Prototyp fertig, werden die Röcke, Pullover, Hosen oder Blazer in Asien produziert. Für die europäischen Abnehmer lässt Esprit in der Türkei, im italienischen Süden und in Portugal schneidern. Erst danach fällt die Entscheidung, welches Teil es endgültig in die Produktion schafft. Bis eine Kollektion in den Geschäften liegt, ist ein Jahr vergangen.

Ausgemusterte Ware vergangener Kollektionen sowie Musterteile verkauft Esprit in seinem Outlet, das ebenfalls in Ratingen ist — seit kurzem in direkter Nähe der Konzernzentrale. Erst im vergangenen Jahr ist das Outlet vom Stadtteil Tiefenbroich in den Ratinger Osten gezogen.

Täglich lockt es bis zu 2000 Kunden an, die sich mit Kleidung eindecken — und das zu günstigeren Preisen, als sie in den Geschäften verlangt werden.

Und während die Modeliebhaber die Einkaufskörbe füllen, arbeiten die Designer bereits an neuen Trends weiter, damit die Besucher auch beim nächsten Einkauf sehen, was in ist.