„Schtänding Owäschens“ zum Abschied: Mundart-Chef geht
Friedel Bonn hat sich viele Jahre bei den Ratinger Jonges um das Platt-Sprechen verdient gemacht. Nun überlässt er die Mundart-Bühne seinen Nachfolgern.
Ratingen. Es gab „schtänding owäschens“, als ein ganz Großer der Ratinger Jonges sich beim jährlichen Mundartabend als Chef des amtlichen Platt-Sprechens förmlich verabschiedete. Und er musste das auch noch mit einer Halsentzündung tun. Nun werden drei Mitstreiter das zu leisten versuchen, was er seit „Jahrenden“ gemacht hat.
Schon in der Satzung des immens großen Männervereins ist es gleich in Paragraph 2 festgehalten: „Der Satzungszweck wird verwirklicht durch die Förderung und Aufrechterhaltung heimatstädtischer Belange, indem sich der Verein insbesondere zur Aufgabe setzt: heimatliche Geschichte, altes Brauchtum sowie die Ratinger Mundart zu pflegen und deren Pflege in der Öffentlichkeit zu fördern.“
Gebot und Verpflichtung also — doch vielen Mitgliedern hochdeutscher Zunge nicht immer möglich. Sogar Georg Hoberg, dem Baas der Jonges, ist durchaus anzuhören, dass in seiner Familie Ratinger Platt nicht unbedingt die bevorzugte Sprache war. Aber — er bemüht sich redlich, immer wieder. Und solange die geborenen und die angelernten Jonges das tun, nämlich platt kalle, versammeln sie sich satzungskonform in ihren diversen Kränzchen. Das Triumvirat, das sich nun Friedel Bonn nachzufolgen anschickt, wurde nicht holterdiepolter ausgeguckt, sondern konnte sich in der Vergangenheit schon bewähren. Also werden sich ab sofort Achim Egenberger, Hans Willi Baumgarten und Gunter Müller den Spaß teilen. Immerhin geht es nicht nur darum, kleine, feine, verschmitzte Geschichten — Dönekes genannt — zu erfinden oder zu erzählen, sondern auch die sprachlichen Kleinodien ins rechte Platt zu versetzen.
Jährlich gibt es zwei immer gut besuchte Veranstaltungen, bei denen Mitglieder des rund anderthalb Dutzend starken Mundartkreises ihre Geschichten vortragen: den großen Mundartabend wie jetzt gerade im Spiegelsaal des Brauhauses und einen im Homberger Treff. Hin und wieder aber geben die Mundart-Kundigen auch bei besonderen Events ihre Kunst zum Besten. Außerdem gibt es Jonges-Mitglieder, die im Mundartkreis mitmachen und erst nach 1970 geboren sind. Das lässt hoffen. Zu seinem letzten Mundartabend konnte Friedel Bonn einen besonderen Gast begrüßen: David Galbraith-Woods.
Er ist den Mundartlern seit einigen Jahren eng verbunden — lernte er als Austauschschüler in den 50er Jahren nicht nur glänzend Hochdeutsch, sondern darüber hinaus noch Ratinger Mundart und spricht die mit einem attraktiven britischen Hauch. Außerdem haben die Freundschaften aus der damaligen Zeit für den englischen Musikdozenten bis heute Bestand.
So rezitierte er das für den Abend speziell von Friedel Bonn und Fritz auf der Mauer verfasste Döneke „De dicke Tu’em“. Und er sang auch noch fest und sicher. — Da ließ manch ein Gast bewundernd das Mettbrötchen mit Zwiebeln sinken. Es hat immer mal wieder Versuche gegeben, mit Lehrern und Schulen Kontakt aufzunehmen und so das Ratinger Platt in jüngeren Kreisen populär zu machen. Und ein paar versteckte Exemplare des Wörterbuchs „Von Aadelskar bis Zoppemetz“ (Von Jauchekarre bis Küchenmesser), das vor mehr als einem Jahrzehnt aufgelegt worden ist, existieren wohl auch noch. Insgesamt also durchaus Ansätze genug, für jung-dynamische Jonges der Satzung Genüge zu tun.