Löhrmann besucht die Lernferien

Die Schulministerin informierte sich in der Jugendherberge Götschenbeck über den aktuellen Stand.

Foto: abz

Ratingen. Ferien mit Stundenplan — das gibt es in Ratingen gerade nur in der Jugendherberge Götschenbeck. Melissa aus Wuppertal und Sarah aus Köln sind zwei von 20 Achtklässlern, die für eine Woche den Weg hierher fanden. Melissa möchte „hier im Lerncamp mal was Neues ausprobieren und Lernmethoden kennenlernen“, wie sie sagt. Und Sarah ist gekommen, weil es ihrem großen Bruder im vergangenen Jahr schon sehr gut gefallen hat. Wie das Lernen abseits von Schulunterricht funktioniert, erfuhr gestern Schulministerin Sylvia Löhrmann bei einer Stippvisite in der Jugendherberge.

„Lernferien NRW“ heißt das Programm, das inzwischen im neunten Jahr läuft. Den Stand der Dinge erläuterten der Ministerin Vertreter der Gewerbeförderungsstelle des Handwerks und des Kolpingwerks, das die praktische Seite betreut. „Berufsorientierung plus begleitendes Instrumentarium schaffen“, so benennt Gerd Meyer (Kolpingwerk) die strategischen Ziele. Für Sarah und Melissa heißt das ganz praktisch: Es gibt eine Menge Abwechslung an jedem Tag. Zwar steht — leuchtend pink markiert — „Schule“ auf dem Stundenplan an der Wand, aber Reiten und Bogenschießen gehören auch zu den Lernferien. So wie das Balancieren auf einer Slackline. Soweit die Erlebnispädagogik. Aber es gibt auch handfeste Lerntipps, die die Gruppen selber erarbeiten. So beschäftigen sich die Achtklässler mit der sinnvollen Gestaltung eines Schüler-Arbeitsplatzes. Eine Erkenntnis hier: Neben Schreibmaterial und Utensilien, die Ordnung schaffen, sollte auch eine Portion Obst beim Lernen nicht fehlen. Wohl aber das Handy — und überhaupt möglichst alles, was ablenkt. Die Programm-Mischung steht für den Erfolg, den die Ministerin lobt: „Der ganzheitliche Ansatz in der Mischung aus Schulunterricht und vertiefenden Angeboten wie den Lernferien, sorgt dafür, das alle Schüler nach ihrem Bedarf lernen.“ So geht es gerade in Ratingen darum, lernschwächeren Schülern das Wiederholen eines Schuljahrs zu ersparen. Und das früh und mit Spaß bei der Sache. Schulen können die Kinder für die Lernferien vorschlagen. Ganz nebenbei nennt Löhrmann die Lernferien auch einen zusätzlichen Baustein für ihre Idee von den „individuell flexiblen Lernzeiten“.

Das Schulministerium finanziert das Programm, jeweils in den Oster- und Herbstferien. 2015 hat die Förderungsstelle des Handwerks die Koordination übernommen. Auch für deren Geschäftsführer Hans-Joachim Hering heißt das strategische Zauberwort Berufsorientierung. „Wir bekommen keine fertigen Mitarbeiter angeliefert, sondern müssen ausbilden, ausbilden, ausbilden“, betont er.

Das Programm richtet sich in einem weiteren Zweig an anderen Standorten in Nordrhein Westfalen in diesen Tagen an besonders begabte Schüler. Sie bekommen sechs Tage lang in ihren Camps ein Plus an Lernstoff.