Senioren wehren sich gegen Abzocke
Ältere Leute sind bevorzugte Zielgruppe von Betrügern. Gesundes Misstrauen und Nein-Sagen helfen.
Tatort Telefon. Der mutmaßliche Mitarbeiter der Stadtwerke fragt höflichst nach Bankverbindung und der PIN, um eine angeblich offene Rechnung schnell und einfach zu begleichen. Wer hier zu gutgläubig ist, ist rasch viel Geld los. Allerdings ist diese Methode nur eine Variante im weiten Spektrum fantasievoller Trickbetrügereien. Am bekanntesten ist wohl der sogenannte Enkeltrick. Und weil es vor allem Senioren sind, die auf diese Art oft um viel Geld gebracht werden, hat nun die Verbraucher-Initiative (VI) zum Themenforum „Ihr gutes Recht: So schützen Sie sich vor Abzocke im Alltag“ eingeladen.
Auf Einladung von Helmut Freund, Vorsitzender des Ratinger Seniorenrats, konnten sich gestern knapp 100 ältere Menschen über Methoden und aktuelle Varianten der Trickbetrüger in zahlreichen Einzelbeiträgen von Fachleuten aus Verbraucherschutz und Polizei informieren lassen. „Es geht darum, zu sensibilisieren“, sagte Schroeder. Ob angeblich supergünstige Angebote auf der Kaffeefahrt, lukrative Offerten an der Haustür oder SOS-Anrufe: „Gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichkeit“, formulierteKriminalbeamter Lutz Hohaus eine wesentliche Maxime, „sondern der beste Schutz.“
„Bei angeblich tollen Angeboten am Telefon sage ich immer, die sollen mir das schriftlich zuschicken“, sagte Wiltraut Brand.Auch Marianne Schmitt ist vorsichtig. „Ich mache mich immer wieder schlau.“ Zusammen mit einer Freundin besuchte die 67-Jährige die Veranstaltung. „Was man alles im Bekanntenkreis hört, wer auf was reingefallen ist, das ist unglaublich.“
Grundsätzlich sollte niemand in die Wohnung gelassen werden, der einem unbekannt ist. Hellhörig werden sollt man immer bei Formulierungen wie „kann ich mal eben“ oder „das dauert auch nur einen Moment“. Gibt sich jemand beispielsweise als Mitarbeiter der Stadtwerke aus, der zwar unangemeldet, aber „bloß rasch etwas nachgucken muss“, reicht der kurze Anruf beim Unternehmen, um die Identität des angeblichen Mitarbeiters zu überprüfen. So ein Identitäts-Check ist immer sinnvoll, „auch ein Polizist wird sich jederzeit mit Dienstmarke und Karte ausweisen“, sagt Lutz Hohaus. Denn selbst als falsche Polizisten machen manche Abzocker fette Beute. „Senioren sind in der Tatsituation häufig vollkommen überfordert“, weiß der Kripomann. „Sie werden massiv unter Druck gesetzt.“ Also gilt, lieber ein Mal mehr „nein“ sagen, als später festzustellen, man ist betuppt worden.