Stadt bereitet sich auf Flüchtlinge vor
Politiker schauten sich am Dienstag in den Asylbewerberunterkünften um. Der Druck auf die Verwaltung ist groß.
Ratingen. Die Stadt steht unter großem Handlungsdruck, denn gerade im Januar erwartet man eine deutliche Zunahme von Zuweisungen weiterer Flüchtlinge. Die Bezirksregierung habe dies bereits angekündigt, berichtete jetzt Sozialamtsleiter Klaus Pakusch. Die städtischen Unterbringungskapazitäten seien aber weitestgehend erschöpft.
Rund 490 Flüchtlinge musste die Stadt zum Jahresende unterbringen, etwa 140 mehr als Anfang 2014. Darunter seien viele sogenannte „Folgeantragsteller“, die bereits einmal oder sogar mehrmals in Ratingen waren.
Vor 25 Jahren hatte die Stadt noch ganz andere Flüchtlingszahlen zu bewältigen. Damals mussten knapp 1000 Asylbewerber untergebracht werden; dazu kamen noch mehrere hundert Aussiedler sowie mehr als 300 Obdachlose. Zeitweise musste die Stadt also mehr als 1900 Personen ein Dach über dem Kopf bereitstellen. Inzwischen nutzt die Verwaltung jede Möglichkeit, weitere Unterkünfte zu schaffen: So wird gerade das mittelfristig zum Abbruch vorgesehene Wohnhaus am Beamtengässchen instandgesetzt, es könnte in zwei bis drei Wochen genutzt werden, kündigte die Stadt jetzt an.
In der ehemaligen Schule an der Mozartstraße in Homberg wurde mit dem Umzug des Künstlerateliers zusätzlich Platz für 20 Personen geschaffen. Dort wie auch an der Mettmanner Straße ist inzwischen aber die Maximalbelegung erreicht.
Mitglieder der CDU machten sich am Dienstag an der Mettmanner Straße ein Bild vom dramatisch schlechten Zustand des Gebäudes, das im Grunde abgerissen werden muss. Die Anmietung von Wohnungen auf dem freien Markt könne nur die Ausnahme bleiben, erläuterte Pakusch. Verfügbare Objekte seien wegen des Preisniveaus meist zu teuer. „Familien, die schon mehrere Jahre hier leben, vernetzt und gut integriert sind, könnten in eine Wohnung ziehen“, sagte er.
Bei gesundheitlichen Problemen sei das sogar unumgänglich — etwa bei Dialysepatienten wegen der Infektionsgefahr. Erleichtert werde die Unterbringung außerhalb einer Unterkunft künftig dadurch, dass bereits nach 15 Monaten (nicht wie bisher ab 48) nicht mehr nur die Grundleistungen, sondern die der Sozialhilfe angepassten Sätze gezahlt würden. Deshalb seien Wohnungsangebote auch von privaten Vermietern im Sozialamt nach wie vor willkommen.
Die geplante Erweiterung der Gebäude Am Sondert und der Neubau einer Containeranlage auf dem Grundstück Stadionring/Ecke Am Krumbachskothen soll die angespannte Lage etwas abfedern. Der Rat hat dies bereits mehrheitlich beschlossen. Bis zum Sommer soll Am Sondert ein zweigeschossiger Pavillon für rund 60 Personen errichtet werden. Dieser Standort wird laut Verwaltung trotz seiner Lage gezielt nachgefragt — vor allem von jenen, die zuvor bereits einmal in Ratingen untergebracht waren. Auf dem Gelände Stadionring/Am Krumbachskothen wird in einem ersten Bauabschnitt ein zweigeschossiges Gebäude für maximal 100 Personen errichtet. Bei Bedarf könnte ein zweiter Bauabschnitt für weitere 50 Personen folgen.
Aufgrund seiner Lage sieht die Verwaltung den dortigen Standort als hervorragend integriert an: Die Innenstadt mit ihren Infrastrukturangeboten ist problemlos zu Fuß zu erreichen. Und von der Größenordnung her sei die Containeranlage gut zu betreuen.