Stadt rechnet mit Mehrkosten in Höhe von 1,3 Millionen Euro
Die Verwaltung hat die Aufwendungen aufgelistet, die in diesem Jahr für die Unterbringung der Asylbewerber anfallen.
Ratingen. In den jüngsten Sitzungen von Hauptausschuss und Rat ging es vor allem um die Flüchtlingssituation in Ratingen. Wie auch in vielen anderen Kommunen stöhnt auch die Dumeklemmer-Stadt unter der Kostenlawine, die losgetreten wurde.
Fürs laufende Jahr rechnet Sozialamtsleiter Klaus Pakusch mit 1,3 Millionen Euro Mehrkosten für Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge. Nicht für alles muss der gemeine Dumeklemmer über seine Steuern aufkommen: Vom Land gibt es 600 000 Euro, mit weiteren Landeszuweisungen wird fest gerechnet.
Das Haushaltsloch, das es nun zu stopfen gilt, hat sich durch die Verdoppelung der ursprünglich erwarteten Flüchtlinge ergeben: In Ratingen rechnet man nun mit etwa 800 statt wie bisher 450 Menschen bis zum Jahresende. Ende 2014 waren es 488, im Dezember 2015 werden es 1238 sein.
Das Sozialamt hat für die Kalkulation Pro-Kopf-Pauschalen mit Schätzwerten angesetzt: „Insbesondere im Rahmen der Krankenhilfe können unerwartete, vorher nicht kalkulierbare Kosten entstehen“, warnt Pakusch.
Viele Menschen haben eine teils abenteuerliche wochenlange Flucht hinter sich, etliche Frauen sind schwanger, nicht wenige Flüchtlinge durch Kriegserlebnisse und Gräueltaten schwer traumatisiert und benötigen professionelle Hilfe.
Die nackten Zahlen können so etwas nicht erfassen. An „laufenden Leistungen“ werden 228 Euro pro Kopf und Monat angesetzt, macht 2736 Euro im Jahr. Die Unterbringung kostet 75 Euro monatlich (900 Euro). Die Krankenhilfe außerhalb von Einrichtungen wird grob mit 45 Euro monatlich (540 Euro) angesetzt und innerhalb von Einrichtungen mit 30 Euro (360 Euro).
Schon bis Ende August sind für medizinische Behandlungen Kosten in Höhe von über 700 000 Euro angefallen, allein die Krankenhausbehandlung für zwei Personen verschlang 430 000 Euro, die jedoch von der Bezirksregierung übernommen wurden. Im Einzelfall gibt es vom Land also zusätzliches Geld. In der Regel werden Kosten oberhalb von 70 000 Euro vom Land übernommen.
Auf der anderen Seite wird der Platz knapp, um weitere Flüchtlinge unterzubringen. Mit dem Bau der neuen Unterkunft am Krumbachskothen wurde noch nicht einmal begonnen. Ins Visier sind leerstehende Bürogebäude geraten: Davon gibt es viele in Ratingen. Das seit Jahren leerstehenden Gebäude an der Josef-Schappe-Straße gegenüber der neuen Polizeiwache wird jetzt angemietet.