Ratinger Sport Wie hoch ist der Sportbedarf?
Ratingen · CDU und SPD lehnen den Vorstoß der Bürger Union ab, noch einmal ein Institut für eine Aktualisierung der Daten zu beauftragen. Die Stadt könne dies selber tun, nun gebe es eine entsprechende Stellenausschreibung.
(kle) Das war wohl vorerst der Abpfiff für ein viel diskutiertes Thema: In der letzten Hauptausschusssitzung haben CDU und SPD den Antrag der Bürger Union (BU), 100 000 Euro für eine Fortschreibung des Sportentwicklungsplans zur Verfügung zu stellen, klipp und klar abgelehnt. Stefan Heins, CDU-Fraktionsvorsitzender, betonte: „Die Stadt kann und soll es zunächst selber machen, anstatt ein Institut zu beauftragen“.
Und Christian Wiglow, SPD-Fraktionsvorsitzender, ergänzte: „Dazu werden gerade die personellen Voraussetzungen geschaffen, sodass wir bald im Sportausschuss den ersten Aufschlag machen können.“
Auf der städtischen Homepage gebe es dazu eine aktuelle Stellenausschreibung für das Sportamt mit Aufgaben wie „Zusammenführung, Aufbereitung und Fortschreibung der Daten zur Sportstätten- und Sportentwicklungsplanung sowie die verwaltungsseitige Abwicklung von Maßnahmen und Handlungsempfehlungen einschließlich der Erstellung von Ratsvorlagen“.
Beide Fraktionen sind sich einig, dass externe Unterstützung der durch die Verwaltung aufbereiteten Erkenntnisse zielführend sein kann, sollte sich dies aus den Arbeitsprozessen ergeben. So könne man immer noch Zusatzmittel zur Verfügung stellen.
Beide Fraktionen wundern sich über die Begründung der Bürger Union für ihren Antrag, die schreibt, es sei dringend geboten, die „Sanierung der Sporthallen nicht bis in alle Ewigkeit in Vergessenheit geraten zu lassen, sondern diese auf eine wissenschaftlich fundierte Grundlage zu stellen und dann endlich in Angriff zu nehmen“.
Um dies zu tun, so CDU und SPD, brauche man keinen wissenschaftlichen Ansatz, die bestehenden Beschlüsse und Prioritätensetzungen reichten vielmehr aus und müssten nur umgesetzt werden.
Auch vermischt die BU nach Ansicht von CDU und SPD Sportentwicklungsplanung und Sportstättenentwicklungsplanung.
Wie entwickelt sich der Bedarf
im Freizeit- und Vereinssport?
Sportentwicklungsplanung und Sportstättenentwicklungsplanung beackern unterschiedliche Themen, die gleichwohl zueinander in Bezug zu setzen sind. Während sich die Sportstättenentwicklungsplanung mit Sanierungs-, Modernisierungs- und Erweiterungsbedarfen vorhandener oder neu zu errichtender Sportstätten beschäftigt, fokussiert sich eine Sportentwicklungsplanung mit Entwicklungen und Trends aus dem Bereich des Sports, vor allem auch des Freizeitsports.
Dabei gehe es zum Beispiel um Fragen, wie sich der Bedarf an vereinsgebundenen Sportangeboten im Verhältnis zu individuellen, vereinsungebundenen Sportangeboten entwickelt. Welche Sportangebote sind kurz-, mittel- und langfristig? Und mit welchen Kapazitäten und für welche Zielgruppen werden sie nachgefragt? Welche Sportstättenbedarfe lassen sich hieraus ableiten?
Diese Fragestellungen soll die Verwaltung zunächst selbst in Angriff nehmen, dabei mit einer Bestandsaufnahme starten und die notwendige Transparenz über Planungen und Bedarfe schaffen, so CDU und SPD.
Immerhin: Einzelne Projekte seien schon thematisiert und zwischenzeitlich auch realisiert worden, das bisherige Gesamtkonzept der Sportentwicklungsplanung habe aber bis heute keine nachhaltige Berücksichtigung gefunden, kritisierte die BU. Dies habe zur Folge, dass, wie bereits schon in den Jahren zuvor, auch zum Doppel-Haushalt 2022/2023 diverse Einzelanträge durch Vereine, Seniorenrat und Jugendrat gestellt worden seien.
BU: Individualsport wurde die vergangenen Jahre vernachlässigt
Aus Sicht der Bürger Union wird immer mehr die Tatsache sichtbar, dass der Individualsport, also der nicht vereinsgebundene Sport, in den vergangenen Jahren erheblich vernachlässigt wurde. Sanierungsarbeiten an Sporthallen würden seit vielen Jahren wegen des Personalmangels in der Verwaltung immer wieder verschoben. Und den politischen Gremien sei es ohne eine fundierte Analyse nicht möglich, eine Priorisierung der notwendigen Maßnahmen vorzunehmen.
Nach Rücksprache mit dem Institut für Kooperative Planung und Sportentwicklung (IKPS), das den ersten Sportentwicklungsplan aufgestellt hat, könne man aus Zahlen und Erkenntnissen aus dem Jahr 2015 keine neuen Handlungsempfehlungen ableiten. Dies sei auch deswegen der Fall, weil durch die Corona-Pandemie völlig neue Situationen und neue Ansätze zu berücksichtigen seien.
Man sollte angesichts der umfangreichen Pläne für ein neues Freizeitbad in Ratingen Mitte eine Bedarfsanalyse von IKPS in Betracht ziehen, betonte die Fraktion der Bürger Union in ihrem aktuellen Antrag. Doch ob es dazu noch kommen wird, ist bislang äußerst fraglich.