Stadtverband: „Weiter so“ statt Neuanfang
Mit David Lüngen als neuem Vorsitzenden des Stadtverbandes sehen viele die Chance für eine Kurswende verpasst.
Ratingen. „Weiter so oder Neuanfang — Sie haben die Wahl“: Herausforderin Erika Zender spitzte die Entscheidung bewusst zu. Doch die Ratinger CDU bleibt mit der Wahl von David Lüngen zum neuen Vorsitzenden des Stadtverbandes auf der eingefahrenen Spur. Der 30-jährige Jurist und stellvertretende Bürgermeister hatte bei der Abstimmung mit 128 Stimmen die Nase nur knapp vor der Gegenkandidatin Erika Zender. Für die 43-jährige Diplom-Kauffrau und Hausfrau votierten 106 Mitglieder.
„Sie haben heute die Möglichkeit, einen Richtungswechsel einzuschlagen, die Weichen neu zu stellen. Haben Sie den Mut, neue Wege zu gehen.“ Die Appelle von Erika Zender an die CDU-Mitglieder stießen nicht überall auf offene Ohren. In der mit Spannung erwarteten Wahl unterlag sie knapp — 14 Stimmen fehlten zum Sieg. Beachtlich war, dass die CDU immer noch ihre Leute zu mobilisieren versteht: 238 von etwa 680 Mitgliedern waren gekommen, der kleine Saal der Stadthalle war völlig überfüllt.
Zuerst hatte David Lüngen Gelegenheit, sich vorzustellen und um Stimmen zu werben: Mehr Sicherheit und Ordnung, die CDU zur Bürgerpartei „weiterentwickeln“, nannte er als Schwerpunkte und versicherte: „Die Hand zur Bürger-Union bleibt ausgestreckt.“ Nachdem David Lüngen seine Kandidatur bekannt gegeben hatte, regte sich in manchem Ortsverband, vor allem in Mitte, Widerstand. Kritiker sehen in Lüngen die Fortsetzung der bisherigen, nicht immer glücklichen Politik, die unter anderem zur Abspaltung der Bürger-Union und zum Niedergang des Lintorfer Ortsverbandes geführt habe.
Erika Zender, bisher stellvertretende Vorsitzende im Stadtverband und Vorsitzende der Frauen Union, hatte sich erst spät zu einer Kandidatur durchgerungen. Sie deutete parteinterne Probleme an, indem sie die vordringlichen Aufgaben des künftigen Parteichefs aufzählte: Lücken schließen, Gräben zuschütten und Brücken bauen. Sie räumte mit dem Vorurteil auf, dass eine Hausfrau weder die Zeit noch die Qualifikation für den Parteivorsitz habe. Die Versöhnung mit der Bürger-Union gehe nur mit „neuen Leuten“, sie wolle die Ortsvereine und Parteivereinigungen stärken.
Zuvor hatte der scheidende Stadtverbandsvorsitzende Rolf Steuwe Bilanz gezogen. Die Diskussionen im Vorfeld der Wahl seien schädlich gewesen. „Die Vielzahl der Kandidaten ist kein Problem, sondern eine Stärke.“ Seinem Nachfolger gab er bereits eine Aufgabe mit auf den Weg: den Mitgliederschwund stoppen.