Taubenzüchter Bernd Schulze: „Falken töten meine Tauben“
Greifvögel sollen 127 Tiere von Züchter Bernd Schulze geschlagen haben. Ein Experte sagt: „Die Natur ist nun mal hart.“
Ratingen. Er liebt seine Tauben. Und das seit mehr als 60 Jahren. Mit elf Jahren hat er angefangen, die Tiere in Lintorf zu züchten. Mittlerweile ist Bernd Schulze 73 Jahre alt und seine Schützlinge sind in den Ratinger Süden gezogen — in eine Voliere an der Fliednerstraße, unmittelbar in der Nähe zum Aaper Wald. Und genau von diesem geht Gefahr für seine Tiere aus, sagt er.
„50 Falken wurden in dem Wald ausgesetzt. Das habe ich gelesen. Und die töten meine Jungtauben“, sagt der Taubenzüchter. Mehr als 200 Tauben seien noch im Frühjahr in seinem Besitz gewesen. Mit vielen von ihnen war er bei Wettbewerben. „Doch insgesamt sind 127 Tiere seitdem verloren gegangen. Sie werden von Greifvögeln angegriffen, besonders von Falken. Deren Zahl nimmt überhand, seit sie unter Schutz stehen und gezüchtet werden, um ausgewildert zu werden.“
Schulze will klarstellen, dass er nicht gegen die Greifvögel ist. „Aber das Verhältnis stimmt einfach nicht mehr. Es sind zu viele geworden“, sagt er.
Besonders ärgerlich sei für ihn, dass häufig die Jungtiere den Greifvögeln zum Opfer fallen. „Sie sind unerfahren und müssen das Fliegen noch lernen. Wenn sich dann so ein Falke mit 300 Stundenkilometern aus der Luft auf sie stürzt, haben sie keine Chance“, sagt Schulze.
Aber auch bei seinen älteren Tauben habe er schon Opfer verzeichnet. „Oder sie sind verletzt wiedergekommen, weil sie noch einmal flüchten konnten. Denn Falken töten ihre Opfer nicht sofort, sondern fressen die Tiere bei lebendigem Leib.“
Schulze sieht nur eine Möglichkeit, damit seine Tauben eine höhere Überlebenschance haben. „Die endlose Aufzucht von Falken muss gestoppt werden.“
Einer der sich bestens mit Falken und anderen Greifvögeln auskennt, ist Waldpädagoge Franz Schnurbusch, der auch das Rheinische Waldpädagogium initiiert hat. Er klärt auf: „Es gibt keine 50 Falken im Aaper Wald. Das ist Unsinn“, sagt er. „Und nicht alle Falken schlagen Tauben, sondern nur Wanderfalken.“ Von denen gibt es laut Schnurbusch in Düsseldorf zwei Paare.
Sie würden Tauben schlagen, „aber dann auch wirklich töten. Das ist ein Märchen, wenn behauptet wird, Falken fressen ihre Opfer bei lebendigem Leib. Falken beißen ihrer Beute sofort das Genick durch“
Die Aufregung der Taubenzüchter kennt Schnurbusch zu gut. „Aber erstens ist die Natur nun mal hart“, sagt er. „Da überleben nur die perfekten Tiere. Und das sind domestizierte Brieftauben nun einmal nicht. Und zweitens ist es wichtig, dass es die Wanderfalken wieder gibt. Sie waren vom Aussterben bedroht.“
Taubenzüchter können laut dem Waldpädagogen aber etwas tun: „Die Tauben sollten möglichst tagsüber fliegen. Wanderfalken jagen nur frühmorgens oder am späten Nachmittag.“