Unfallopfer von Polizei enttäuscht
Werner Kullmann verletzte sich bei einem Unfall schwer. Die Polizei hat Ermittlungen eingestellt. Für Hinweise hat der 73-Jährige nun Belohnung ausgesetzt.
Seinen Motorroller hat Werner Kullmann (73) seit seinem Unfall im August vergangenen Jahres nicht mehr angefasst. Damals war er von einem bis heute unbekannten Autofahrer ausgebremst und zu Fall gebracht worden. Soeben hat er die aufwendigen Behandlungen seiner schweren Verletzungen abgeschlossen. Für Kullmann ist das aber kein Ende: Er will versuchen, den Unbekannten zu finden, hat sogar eine Belohnung in Höhe von 2000 Euro ausgelobt. Er glaubt, dass Polizei und Staatsanwaltschaft sich seinerzeit nicht sonderlich angestrengt hätten. Schon nach wenigen Wochen sei das Verfahren eingestellt worden.
Rückblende: Es war Montag, der 25. August 2014. Kullmann hatte seinen BMW gegen den kleinen orangefarbenen Aprilia-Motorroller getauscht. Wie immer gegen den Rat seiner Frau, die seit Jahren versucht, ihn vom Rollerfahren abzuhalten: „Zu gefährlich.“ Immerhin hatte er den nagelneuen Integralhelm aufgesetzt — seine Frau hatte es verlangt — und eine schwere Lederjacke angezogen.
Auf dem Rückweg von der Post an der Poststraße fuhr er über die Volkardeyer Straße. In Höhe der Tankstelle wurde er von einem weißen SUV verbotswidrig überholt. Der überfuhr die durchgezogene Linie, drängte ihn von der Mitte der Fahrbahn ab. Als in Höhe der Sperrfläche Gegenverkehr auftauchte, wurde der SUV obendrein stark abgebremst. „Ich sah plötzlich nur eine weiße Wand vor mir“, erinnert sich Kullmann.
Auch er habe sofort voll abgebremst und „irgendwie versucht, halbwegs sicher abzusteigen“. Aber: „Für ein paar Sekunden war dann das Licht aus.“ Er war gestürzt, vermutlich unter den Roller geraten, etliche Meter über den Asphalt geschlittert und schwer verletzt liegengeblieben. „Hätte ich den neuen Integralhelm nicht aufgehabt, hätte das ganz anders ausgehen“, sagt Kullmann mit Blick auf den übel ramponierten Helm. Die Lederjacke war völlig zerrissen, darunter tiefe Schürfwunden und Prellungen. An der Hand ein Sehnenscheidenabriss, an einem Fuß war das Sprunggelenk gebrochen.
Im Krankenhaus musste er operiert werden. Die Schiene trägt er heute noch. „Die Zeugen haben sich vorbildlich um mich gekümmert.“ Eine Frau, vermutlich aus einem Medizinberuf, habe ihn professionell untersucht — und eine Visitenkarte gegeben. Die Karte ist in dem Durcheinander verlorengegangen. Vielleicht, so hofft er, könne die Frau wichtige Hinweise geben. Im Unfallbericht der Polizei tauche sie jedenfalls nicht auf, ein anderer Zeuge wurde befragt.
Eine Polizistin habe ihm im Rettungswagen noch „zwei Fragen gestellt“, dann habe er von der Polizei nichts mehr gehört. Kullmann: „Ich hatte erwartet, dass mal jemand ins Krankenhaus kommt, um Einzelheiten zu erfahren. Doch nichts geschah.“ Er habe selber tagelang versucht, einen Sachbearbeiter bei der Polizei in Heiligenhaus zu erreichen. Vergeblich. Keine vier Wochen später teilte ihm die Staatsanwaltschaft mit, dass das „Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt“ wegen fahrlässiger Körperverletzung und Unfallflucht eingestellt worden sei. Kullmann spricht von einer „tiefsitzenden Wut“.