Ungeliebte Majestät: Kompanie war monatelang ohne König

Oliver Conen ist neuer König der Suitbertus-Schützen. Sein Vorgänger hatte das Königssilber frühzeitig zurückgegeben.

Ratingen. Für die Schützen der Suitbertus-Kompanie ist die Welt wieder in Ordnung: Oliver Conen brachte den Mannen um Hauptmann Karl-Friedrich Beubler ihren Seelenfrieden zurück. Denn mit Conen haben sie wieder einen „wirklich würdevollen König“, wie es ein Schützenbruder auf den Punkt bringt.

Ein Dreivierteljahr stand die Kompanie ohne Majestät da — und war gar nicht besonders unglücklich darüber. „Der König war netterweise abhanden gekommen“, sagte Gregor Faßbender, der sich jüngst beim Königsschießen die Würde des Traditionskönigs sichern konnte.

Was war passiert? Vorsichtig formuliert hatten die Suitbertus-Schützen mit Conens Amtsvorgänger ihre liebe Not gehabt. Der Mann ist offenbar ein begabter Schütze, denn er war bereits 1992 und 1997 Kompaniekönig, als er sich 2010 erneut entschlossen hatte, wieder König zu werden. Ein Entschluss, der in der Kompanie keinerlei Begeisterung auslöste, aber verwehren wollte und konnte man dem Schützenbruder sein Ansinnen nicht. Die Vorbehalte rührten von wiederholten „Ausfällen“, wie mehrere Schützenbrüder betonen. Der 67-Jährige habe sich durch sein oft nicht hoffähiges Benehmen, mehr aber „durch sein kompanieschädigendes Verhalten“ durch abfällige Aussagen selbst ins Abseits manövriert. Als der zweifache Ex-König dann im Mai vergangenen Jahres beim Königsschuss wieder erfolgreich war, „hat sich der Jubel fürchterlich in Grenzen gehalten“, erinnert sich Gregor Faßbender.

Wenige Stunden später, bei der Proklamation, sei es schon zum Eklat gekommen: Die frischgebackene Majestät habe seine Königskette in Empfang genommen, dann aber früh die Feier, die für den neuen König ausgerichtet worden war, verlassen.

In der Folge habe sich der ungeliebte König rar gemacht und sich bei kaum einer Kompanie-Versammlung blicken lassen. Und kurz vor dem Königsfest, das bei den Suitbertus-Schützen traditionell erst im Oktober stattfindet, gab der König ohne Volk seine Königskette an Hauptmann Beubler zurück: Die Kompanie war ohne Majestät. So etwas hatte es in der langen Geschichte der Ratinger Bruderschaft erst zweimal gegeben — in einem Fall war der König ins Gefängnis gegangen.

Der Versuch, mit dem Ausschluss des Königs aus der Kompanie einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen, ist gescheitert. „Das Ausschlussbegehren ist wegen der Feigheit des Kompanievorstandes im Sande verlaufen“, nimmt Faßbender kein Blatt vor den Mund. Der zweieinhalbfache König, der 2008 auch Traditionskönig und 1999 sogar Bruderschaftskönig war, ist weiter Suitbertianer. Der Versuch unserer Zeitung, mit ihm in Kontakt zu treten, ist gescheitert: Er war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Die Kompanie hat die Zeit ohne Majestät übrigens gut überstanden — nicht zuletzt dank Jungkönig Philipp Giertz. Der war beherzt eingesprungen und habe die „Truppe exzellent geleitet“, lobt Faßbender.