Bahn-Service hat Verspätung

Eigentlich sollten die Arbeiten an der Linie 712 bis April abgeschlossen sein. Doch nicht nur die neuen Wartehäuschen lassen auf sich warten.

Ratingen. Hochmoderne Wartehäuschen mit Rundumverglasung, dynamische Fahrgastinformationen und statt Schotterbett ein elegantes Rasengleis: Der Umbau der Straßenbahnlinie 712 sollte die Strecke und Haltepunkte nicht nur technisch auf den aktuellen Stand bringen, sondern auch optisch.

Bis April, so wurde im Herbst vergangenen Jahres versprochen, sei alles fertig. Von den Versprechungen ist keine Spur zu sehen, hat Alfred Dahlmann, Ratsmitglied der Bürger-Union, moniert. Im Gegenteil: Statt moderner, verglaster Unterstände stehen auf klotzigen, holzverschalten Betonsockeln Wartehäuschen aus grauem Metall, die mit Graffiti verunstaltet und „als Müllabladeplätze missbraucht würden“. Zudem seien die Häuschen von der Fahrbahnseite nicht einsehbar. Dahlmann: „Alle Fraktionen kämpfen überparteilich gegen Angsträume in Ratingen, die Rheinbahn hingegen hat vier neue Angsträume geschaffen.“

In seiner Antwort versucht das Planungsamt der Stadt, die Wogen zu glätten: Die Wartehäuschen aus Blech seien Provisorien, die nach Auskunft der Rheinbahn jetzt gegen die modernen Wartehallen ausgetauscht würden. Es sei von vornherein geplant gewesen, die gleichen Glas-Stahl-Konstruktionen wie auf Düsseldorfer Stadtgebiet aufzustellen.

Die dynamische Fahrgastinformation könne erst Anfang Juni installiert werden. Grund: Es muss erst von Düsseldorf her noch ein Kabelkanal verlegt werden. Dort werde jetzt erst mit den Arbeiten begonnen, weil wegen des Eurovision Song Contest im ganzen Stadtgebiet ein Baustopp verhängt war.

Die größten Verzögerungen gibt es bei dem geplanten Rasengleis, für das die Stadt Ratingen selbst tief in die Tasche greift. Im Winter hat sich auf einem Streckenabschnitt in Düsseldorf durch den strengen Frost die Rasenfläche um rund zehn Zentimeter angehoben — bis auf Gleisniveau. „Die Sicherheitsbretter unter den Rädern haben sich darin festgefahren. Wir mussten die Gleise in diesem Abschnitt frei fräsen“, erklärt Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher.

Das soll sich in Ratingen nicht wiederholen. An den bereits im vergangenen Jahr verlegten Schienen soll deshalb nachträglich ein spezielles Profil angebaut werden, das laut Planungsamt jedoch eine längere Lieferzeit habe.

Der Bauabschnitt zwischen Weststraße und Europaring werde voraussichtlich zwischen Ende Juni und Anfang Juli begrünt. Durch die neue Bauweise ergäben sich zudem Mehrkosten, die bisher nicht einkalkuliert gewesen waren.

Dazu will die Verwaltung „kurzfristig eine Beschlussvorlage erstellen.“ Im Abschnitt zwischen Europaring und Bahnüberführung könne nach Freigabe der Mittel ebenfalls das Rasengleis eingebaut werden.

Um auf Nummer sicher zu gehen, will die Rheinbahn eine dünnere Erdschicht auf das Schotterbett aufbringen.