Wohin mit den Hauptschülern?

Den weiterführenden Schulen fehlen im Vergleich zum Vorjahr 125 Kinder.

Ratingen. Ganz lange Gesichter gab es im Schulverwaltungsamt, als man die Anmeldezahlen für die weiterführenden Schulen vorliegen hatte. Dass es hier und da eng werden könnte, hatte man schon geahnt, weil der jetzige Viertklässlerjahrgang nur noch rund 800 Schüler stark ist — 100 weniger als im vergangenen Schuljahr.

Dazu wurden etwa 25 Kinder an Schulen in Nachbarstädten angemeldet. Den Ratinger weiterführenden Schulen fehlen also insgesamt 125 Kinder im Vergleich zum Vorjahr.

Dennoch fielen zwei Zahlen besonders negativ aus dem Rahmen: Gerade mal neun Schüler wurden an der Elsa-Brandström-Hauptschule angemeldet, kaum mehr, nämlich 13, möchten nach den Sommerferien zur Lintorfer Dependance der Käthe-Kollwitz-Schule.

Beide Zahlen reichen nicht für eine Eingangsklasse. Und in beiden Fällen besteht wenig Aussicht und Hoffnung, die jeweils 18 erforderlichen Anmelden dafür noch zu bekommen.

Der Elsa-Brandström-Schule, der einzigen verbliebenen Hauptschule in Ratingen, droht jetzt das Aus. Schon vor einem Jahr hat die Bezirksregierung ein Auge zugedrückt. Damals gab es zunächst 16 Anmeldungen, bis Schuljahresbeginn wurden es 19. „Das sind unschöne Zahlen“, kommentierte Schulamtsleiter Johannes Kraft.

Er glaubt nicht daran, dass sich noch neun Kinder für die Hauptschule nachmelden, zumal die Gesamtschule diesmal keine Anmeldungen zurückweisen muss. Noch in dieser Woche stehen Gespräche mit der Schulaufsicht an. Da die Mindestzahl deutlich verfehlt wird, muss die Verwaltung dem Rat vorschlagen, die Hauptschule aufzulösen.

Wo können die neun jetzt angemeldeten Kinder dann unterkommen? Kraft weiß es noch nicht. Man könne die Gesamtschule anbieten und werde Kontakt zu Düsseldorfer Hauptschulen aufnehmen.

Besonders bitter: Die Elsa-Brandström-Schule wurde erst vor wenigen Jahren mit einem millionenteuren Anbau samt Mensa „zukunftssicher“ gemacht. Dass die Schule hervorragend ausgestattet ist und gute Arbeit leistet — dieses Lob gab es auch von der damaligen Schulministerin Barbara Sommer bei einem Besuch — hat offenbar zu wenig Eltern überzeugt.

Was mit den auf absehbare Zeit dann leeren Gebäuden am Karl-Mücher-Weg passiert, steht noch nicht fest. Die Gebrüder-Grimm-Schule habe Platzbedarf, außerdem brauche man für die Innensanierung des Weizsäcker-Gymnasiums Ausweichmöglichkeiten, deutete Kraft nur zwei Nutzungsmöglichkeiten an.

Das andere Sorgenkind in der Schullandschaft ist die Dependance der Käthe-Kollwitz-Schule in Lintorf (frühere Heisenberg-Schule). 13 Anmeldungen reichen bei weitem nicht für eine Eingangsklasse. Sollten 18 nicht zusammenkommen, müssen die 13 angemeldeten Kinder sich anderweitig umschauen.

„Die Eltern waren vielleicht zu verunsichert“, versucht Kraft eine Erklärung zu finden. Monatelang hat die Stadt für den Erhalt des Standortes gekämpft und eine unbefristete Bestandsgarantie erreicht.

Auch Schulleiter Klaus Fischbach könnte die Anmeldungslücke nicht schließen und Kinder von West nach Lintorf schicken: Dann gäbe es in West zu wenige. Mit nur 55 Anmeldungen — im Vorjahr waren es noch 84 — startet die KKS in West nur zweizügig.