Aktionsbündnis: Protest schweißt zusammen
Der Widerstand gegen Rat, Verwaltung und Stadtwerke hat die Sammelbewegung „Wirus“ hervorgebracht.
Ratingen. Ob Rathausneubau, Abwassergebühren, Nachtstrom- oder Gaspreise, es gibt in Ratingen derzeit viele Dinge, die die Bürger auf die Barrikaden treiben. Um diesen Ratingern eine Plattform zu geben, hat sich jetzt das Aktionsbündnis "Wir In Ratingen - unabhängig und solidarisch" ("Wirus") gegründet. Die Auftaktveranstaltung am Montagabend im Frankenheim wurde von rund 100 Bürgern besucht - und wenn es nach dem Willen von "Wirus" geht, sollen es noch viele mehr werden.
"Wir haben einfach genug von dem undemokratischen Verhalten in Rat und Verwaltung, von der Arroganz und Hinhaltetaktik der Stadtwerke und wollen geschlossen dagegen vorgehen", erklärte Michael Beyer. Bereits bestehende Initiativen wie die Rathausneubau-Gegner oder die "INA" - "Initiative Nachtstrom mit Augenmaß" sollen hier eine noch breitere Basis bekommen.
Die Betroffenen zu Wort kommen lassen, das ist ein erklärtes Ziel von "Wirus", und so ließen viele erst einmal gehörig Dampf ab.
Ein Hauptärgernis ist nach wie vor die neue Abwassergebühr, die seit Monaten die Gemüter erhitzt und wohl auch juristische Folgen haben wird. Der größte Kritikpunkt ist dabei die Grundgebühr, die nach der Grundstücksgröße berechnet wird - egal ob versiegelt oder nicht.
Andreas Lammert vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) äußerte seinen Eindruck, wonach sich einige Ratsmitglieder, die ursprünglich die Satzung beschlossen hatten, nun von der neuen Regelung distanzierten. In Hilden sei eine solche Gebührenberechnung jedenfalls schon gekippt worden, so Lammert.
Natürlich durfte an diesem Abend auch der Streit um das Rathaus nicht fehlen. Sowohl Stadtrat als auch Stadtverwaltung würden ganz bewusst den Bürgerwillen ignorieren und mit Täuschungsmanövern und Hinhaltetaktik versuchen, den Neubau unter allen Umständen durchzuboxen, lautete hier der Vorwurf. Dabei würde die Sanierung bewusst immer teurer gerechnet. Besonders Baudezernent Netzel steht bei vielen Bürgern in der Kritik. Er hätte in den vergangenen Jahren nur das Allernötigste für die Instandhaltung des Rathauses getan, jetzt aber würde gejammert, das Rathaus sei heruntergekommen und noch teurer zu sanieren.
Auch die Stadtwerke bekamen am Montagabend ihr Fett weg. "Da versuche ich als Laie mühsam, diese Abrechnung zu verstehen und schreibe denen einen Brief, in dem ich mein Problem schildere. Und statt einer richtigen Antwort kommt nur so ein Stück Klopapier, mit dem ich nix anfangen kann", wetterte eine Kundin. Im Streit um die Erhöhung der Nachtstrompreise warfen die Mitglieder der INA den Stadtwerken vor, Gewinnmaximierung um jeden Preis zu betreiben.