Alle Grundschulen auf dem Prüfstand

Schließen, fusionieren, neu bauen: Eine externe Projektgruppe erfindet die Schullandschaft für Velbert neu. Viele Rektoren sind skeptisch.

Alle Grundschulen auf dem Prüfstand
Foto: simba

Velbert. In den nächsten Wochen stellt die Politik in Velbert die Weichen für eine möglicherweise völlig neue Grundschullandschaft im Stadtgebiet. Von Schließungen bis zu Fusionierungen ist alles möglich. Keiner der 15 betroffenen Rektoren ließ es sich da nehmen, die jüngste Fachausschusssitzung persönlich zu verfolgen, in der es erstmals um den neuen Schulentwicklungsplan ging.

Die externe Projektgruppe Biregio hatte im Auftrag der Gemeindeprüfungsanstalt (GPA) Velberts Grundschulen kritisch unter die Lupe genommen. „Wir haben nicht darauf geschaut, welche Schule uns besser gefällt oder welches pädagogische Konzept wir besser finden“, erklärte Julia Richter von der GPA den versammelten Schulleitern. Die Prüfer hatten viel mehr die Finanzen und die sinkenden Schülerzahlen im Blick.

Die Handlungsempfehlung, die Biregio an die Politiker weitergegeben hat, ist bereits ziemlich konkret. In Neviges will das Büro aus Bonn die vier Schulen an zwei Standorten bündeln. Die beiden Schulen Tönisheide und die evangelische Grundschule Neviges sollen in den Räumlichkeiten der jetzigen Heinrich-Kölver-Realschule einen Verbund gründen und somit das frisch sanierte Gebäude erneut mit Leben füllen. Die Regenbogen- und die Sonnenschule, schon heute bereits Nachbarn, sollen zu einer Schule fusionieren.

Für Velbert-Mitte sind die Vorschläge noch umfassender. Demnach sollen Ludgerusschule, Sontumer Straße und Albert-Schweitzer-Schule ihre Standorte aufgeben und zu einer bis zu fünfzügigen Grundschule in einem Neubau werden. Die Standorte Bergische Straße, Birth und Gerhart-Hauptmann sollen durch die Schließung der Grundschule am Baum gestärkt werden. In Langenberg sollen aus drei Schulen zwei werden.

Dass die angeregte Aufgabe von insgesamt acht Schulstandorten Zündstoff birgt, zeigten die Stellungnahmen der 15 Schulleiter. Christa Schreven, Leiterin der Sonnenschule, ist von einer Fusion mit der Regenbogenschule trotz der geringen Schülerzahlen nicht angetan: „Wir denken, dass unsere gut funktionierende Kleinschule in ihrer Selbstständigkeit erhalten bleiben sollte.“

Die Verbindung einer konfessionellen Schule und einer Gemeinschaftsgrundschule sei „nicht so leicht herzustellen und zu leben“. Genau an dieser Stelle formulierte auch der neue Rektor der Regenbogenschule Arnfried Szymanski Bedenken. Insgesamt jedoch könne er „viele Vorschläge nachvollziehen“.

Die Grundschule Tönisheide, die mit ihren zwei Standorten und mit dem Sanierrungsstau zu kämpfen hat („Bald fallen uns die Fenster heraus“), könnte mit dem angedachten Umzug ins jetzige Realschulgebäude ganz gut leben. Rektorin Bärbel Emersleben: „Was wir uns nicht vorstellen können, sind zwei getrennte Schulen unter einem Dach.“

Ganz anders sieht das wiederrum der angedachte Schulpartner. Anke Vollmer, Kopf der evangelischen Grundschule Neviges, äußerte sich klar: „Für uns ist ein Verbund keine Option.“ Die Schule habe ein deutlich konfessionelles Profil, außerdem sei ihr Gebäude nicht marode. Skeptisch war sie auch dem Ziel gegenüber, den neuen Grundschul-Plan bereits im Rat am 8. Dezember zu verabschieden.

Doch da signalisierten einzelne Ausschussmitglieder bereits, dass zur Not auch mehr Zeit bestehe. Zumal Marc Ratajczak (CDU) mitteilte: „Wir haben für uns noch keine Entscheidung getroffen.“ Man gehe „ergebnisoffen“ in die Diskussion. Gleichzeitig sei es aber „ein Unding“, wenn sich die Beteiligten aus eben dieser Diskussion herausnehmen würden. Zur Erklärung: Nach WZ-Informationen wollte sich die CDU im Vorfeld des Schulausschusses mit den Rektoren zu einem Gespräch treffen. Das Angebot wurde jedoch ausgeschlagen

Das nächste Mal tagt der Schulausschuss am 12. November zum Thema.