Frauen greifen zur Kettensäge

Ein spezieller Lehrgang steht nur Teilnehmerinnen offen. Nach der Theorie fielen die Bäume.

Foto: D. Janicki

Wülfrath/Hilden. Der Morgennebel hat sich noch nicht verzogen, da bahnt sich eine Fahrzeugkolonne ihren Weg durch den Wald in Aprath. Heraus steigt ein Dutzend Frauen, ausgestattet mit Kettensägen. Die Damen lernen den Umgang mit der Motorsäge. Das Regionalforstamt Bergisches Land bietet ganzjährig Motorsägenkurse an — und jetzt aufgrund einiger Nachfragen einen zweitägigen Motorsägenlehrgang speziell für Frauen.

Einen Tag Theorie haben die Teilnehmerinnen bereits hinter sich. In den Räumen des Instituts für öffentliche Verwaltung in Hilden lernten sie Vokabeln wie Keilschnitt oder Fällheber. Jetzt steht die Praxis auf dem Lehrplan. Lehrgangsleiter Hans-Christian Ludwig gibt noch ein paar Tipps zur Pflege und Wartung der Säge und kontrolliert das Arbeitsgerät.

„Die Säge ist aber ganz schön schwer“, sagt eine Teilnehmerin. Doch es gibt kein Zurück mehr. Hans-Christian Ludwig macht es noch einmal vor: Der Arbeitsplatz wird von Brombeerranken und Gestrüpp frei geräumt. Ebenso ein Fluchtweg. Die Kronen der umstehenden Bäume müssen unter die Lupe genommen werden. Steht der zu fällende Baum gerade und wo soll er landen? Es gibt eine Menge zu beachten, bevor die Teilnehmerinnen die Säge anwerfen dürfen. Es kostet Überwindung, mit dem Höllengerät zur Tat zu schreiten. Die Beweggründe der Frauen, an dem Kurs teilzunehmen, sind vielfältig. Von „brauche ich fürs Studium“, über „ich möchte eine Ausbildung im Garten- und Landschaftsbau machen“ bis „ich bin Single und möchte auch alleine zurechtkommen“ ist alles dabei. Kristine Hansberg und Isabell Küster haben sogar ein eigenes Stück Wald, in dem sie künftig selbst Hand anlegen wollen.

Motiviert sind sie alle. Die Stimmung ist gut. Mutig werden die ersten Übungsschnitte gewagt. „Das geht ganz gut. Die Säge macht die Arbeit.“ Für Olga Iks ist es im Gegensatz zu den meisten Mitstreiterinnen nicht das erste Mal: „Ich habe schon mal geübt und weiß, wie sich eine Säge anfühlt.“ Andere sind da zögerlicher: „Ein interessantes Gefühl. Aber man braucht wohl viel Übung.“

Beherzt geht Kristine Hansberg ans Werk. Kerbschnitt, Fällschnitt wie im Lehrbuch. „Achtung, Baum fällt“, schallt es durch den Wald. Und schon kracht eine rund 20 Meter hohe Buche mit Getöse zu Boden. „Ein irres Gefühl.“ Kristine Hansberg hat soeben den ersten Baum ihres Lebens gefällt. „Es tut mir aber auch ein bisschen leid.“ „Enorm anstrengend“, resümiert sie nun. „Ich hätte nicht gedacht, dass man so genau arbeiten muss.“