Lukrafka-Interview: „Handlungsspielraum ist kleiner geworden“

Bürgermeister Dirk Lukrafka über Sparzwänge und sein erstes Amtsjahr.

Foto: S. Bahrmann

Velbert. Während in drei Rathäusern im Kreis jetzt neue Verwaltungschefs die Arbeit aufnehmen, hatte Bürgermeister Dirk Lukrafka (CDU) bereits seit Sommer 2014 Zeit, sich mit seinem Amt vertraut zu machen. Die WZ stellte Lukrafka jetzt zehn Fragen rund um seine bisherige Zeit als Stadtchef. Hier die ersten fünf Antworten.

Herr Lukrafka, Sie sind seit mehr als einem Jahr im Amt. Was hat sich seither in Ihrem Leben am meisten verändert?

Dirk Lukrafka: Mein Privatleben hat sich stark verändert. Als Bürgermeister gibt es keine Fünf-Tage-Woche. Damit mein Familienleben — besonders mit zwei kleinen Kindern — und mein Bürgermeisteramt miteinander vereinbar sind, erhalte ich viel Verständnis und die notwendige Unterstützung durch die Familie und die Großeltern sowie von den Freunden. Gleichzeitig habe ich in dem Jahr so viele Menschen kennengelernt wie nie zuvor. Die vielen Kontakte mit den Bürgern sind eine Bereicherung und geben viel Kraft.

Mit den im vergangenen Frühjahr beschlossenen Konsolidierungsmaßnahmen hat sich die Stadt ein enges Sparkorsett auferlegt. Welche Einsparungen haben Sie persönlich am meisten geschmerzt?

Lukrafka: Ich möchte keine einzelne Maßnahme herausstellen. Vielmehr ist an vielen Stellen erkennbar, dass alle Sparmaßnahmen zusammengenommen dazu führen, dass wir allen viel abverlangen und der Handlungsspielraum von Politik und Verwaltung immer kleiner geworden ist. Dies erschwert die wünschenswerten und wichtigen Entwicklungen Velberts, die zumeist auch finanzielle Ressourcen bedürfen. Die Gratwanderung zwischen Sparzwang und Stadtentwicklung fordert uns dabei besonders heraus. Daher ist es besonders positiv, dass wir mit dem Integrierten Handlungskonzept für Velbert-Mitte auf Fördermittel zurückgreifen können.

Im vergangenen Jahr ist die Einrichtung einer Sekundarschule in Velbert erneut gescheitert. Was waren aus Ihrer Sicht die Gründe dafür?

Lukrafka: Grund war meines Erachtens die Sorge vor Veränderung. Die Sekundarschule als Schulform ist noch wenig bekannt und konnte leider nicht in ausreichendem Maße den Bürgern, insbesondere den Eltern, nahe gebracht werden. Dabei ermöglicht gerade die Sekundarschule eine ganzheitliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen und bietet beispielsweise ein längeres gemeinsames Lernen sowie bedarfsgerechte Angebote. Durch die geplanten Kooperation mit der Gesamtschule in Velbert-Mitte und dem Gymnasium in Velbert-Langenberg wäre es zudem möglich gewesen, die Bildungschancen der Sekundarschüler zu erhöhen und sie individuell zu fördern.

Fallen Ihnen Themen ein, bei denen Sie sich in der Außenwirkung missverstanden gefühlt haben?

Lukrafka: Nein, nicht in wesentlichen Fragen.

Gibt es Dinge, die den Bürger Dirk Lukrafka an Velbert stören, die der Bürgermeister Lukrafka aber nicht so einfach ändern kann?

Lukrafka: Es fehlen die direkte Anbindung von Velbert-Mitte an den Schienenverkehr und ein Kino. Gerade die lediglich über Neviges und Langenberg verlaufende Schienenanbindung ist ein Standortnachteil für Mitte. Der Busverkehr kann diesen Nachteil nicht ausgleichen.