Ausschuss kämpft fürs Servicebüro

Die Nevigeser Politiker haben gemeinsam dafür gestimmt, die Öffnungszeiten im Stadtteil wieder zu erweitern. Gegen den Ratswillen.

Foto: Simone Bahrmann

Kaum ist der Haushalt verabschiedet, da wird die erste Sparentscheidung massiv in Frage gestellt. Der Bezirksausschuss Neviges hat sich in seiner jüngsten Sitzung einstimmig dafür ausgesprochen, dass das Büro in der Stadtteilbücherei an der Elberfelder Straße wieder zwei Mal die Woche geöffnet wird. Seit 1. April ist nur noch donnerstags Betrieb. Den Antrag stellte August-Friedrich Tonscheid (Velbert anders), alle hoben die Hand. Auch die Vertreter von CDU und SPD.

Dabei hält SPD-Fraktionsvorsitzender Gerno Böll-Schlereth die Spar-Regelung für richtig. „Die Leute in den Stadtteilen glauben immer, man will ihnen etwas wegnehmen“, sagte Böll-Schlereth der WZ. Dabei besuche man das Bürgerbüro im Schnitt alle fünf Jahre. Da sei die Fahrt nach Velbert-Mitte zumutbar — und wer will, habe einmal die Woche ein Bürgerbüro vor Ort.

„Und die Besucherzahlen sind ja auch zurückgegangen“, erinnert Böll-Schlereth. Tonscheid wundert das nicht: „Das ist doch logisch, es kommen weniger, weil weniger geöffnet ist.“ Die Reduzierung von fünf auf drei auf zwei und jetzt auf einen Öffnungstag könne man auch als Salami-Taktik verstehen, um eine komplette Auflösung der Stadtteil-Servicebüros vorzubereiten.

Aktuelle Zahlen untermauern jedoch den Eindruck, dass das Servicebüro in Neviges durchaus noch beliebt ist. Marlies Ammann (CDU) hat sich bei der Stadt schlau gemacht und präsentierte im Ausschuss eindeutige Zahlen. So haben im September 559 Menschen den Weg ins Service-Büro gefunden, 384 davon kamen wegen Pass- und Meldeangelegenheiten.

In den Service-Stellen der Stadt gibt es jetzt noch 10,5 Stellen, verteilt auf 14 Köpfe. Durch die Streichung von 1,3 Stellen will die Stadt 2015 mehr als 25 000 Euro sparen. Stadt-Sprecher Hans-Joachim Blißenbach macht klar, was die Umsetzung des Nevigeser Beschlusses bedeuten würde: „Das wäre auf jeden Fall mit Kosten verbunden.“

Fraglich ist, ob der Rat der Empfehlung aus Neviges zustimmt. Gerno Böll-Schlereth zumindest fand das Abstimmungsverhalten seiner Fraktionsgenossen „erstaunlich“. Im Rat werde es noch einmal Gelegenheit geben, alle Argumente auf den Tisch zu bringen. „Ich denke aber, wir bleiben bei dem, was wir mit dem Haushalt beschlossen haben“, schätzt der SPD-Mann.