Auszeit im Café Rosengarten
Menschen, die an Demenz erkrankt sind, werden für ein paar Stunden am Tag betreut. Angehörige haben Zeit für sich.
Wülfrath. Für Margret Link ist ein Arzt- oder Apothekenbesuch eine wahre Herausforderung, auch eine Einkaufstour ist nicht immer so leicht für sie, oder der Gang zum Frisör, um sich mal wieder verwöhnen zu lassen. Aber das liegt nicht an ihren stolzen 74 Jahren Lebensalter. Die Seniorin ist rüstig und agil. Aber ihr 86-jähriger Mann Georg nicht. Er ist vor Jahren an Demenz erkrankt. „Und da will ich ihn nicht immer alleine lassen. Er braucht meine Betreuung“, sagt sie.
Wie ihr geht es vielen Menschen, die Personen betreuen, die an Ddemenz erkrankt sind. Sie geben alles und nehmen ihre Aufgabe ernst, wünschen sich aber Unterstützung — für ein paar Stunden. Diese bekommen sie nun im Café Rosengarten im Kaminzimmer des Alten- und Pflegeheims Haus-Luise-von-der-Heyden. Gestern wurde das Betreuungscafé mit einer Feier eröffnet.
Zweimal im Monat können Leute und ihre demenzkranken Angehörigen dort vorbeikommen. Während die Erkrankten drei Stunden nachmittags von der examinierten Altenpflegerin Marion Heger betreut werden, können die Betreuer sich eine Auszeit nehmen, in die Stadt und zum Arzt gehen oder Freunde besuchen — Wege, die sie sonst selten im Betreuungsalltag machen.
„Das Angebot haben wir eingerichtet, weil sich abzeichnet, dass immer mehr Menschen an Demenz erkranken und in Zukunft erkranken werden“, sagt Ursula Scheffel vom Evangelischen Pflegeteam, die das Café auch leiten wird.
Und in der Tat: Wülfrath zählt zu den Städten, in denen die Alterung der Bevölkerung drastischere Ausmaße angenommen hat und noch annehmen wird. Allein von 1975 bis heute ist die Zahl der über 65-Jährigen von 2864 auf 4802 Personen gestiegen. Und in Zukunft werden es noch mehr werden.
In dem Café sollen die Demenzkranken aber nicht nur verwahrt werden, so lange bis die Angehörigen ihre Wege erledigt haben. „Wichtig ist uns, sie zu aktivieren“, sagt Scheffel. Marion Heger, die auch eine gerontopsychiatrische Zusatzausbildung hat, fügt hinzu: „Neben dem obligatorischen Kaffeetrinken werden wir hier Spiele spielen oder das Gedächtnis trainieren. Und wer noch kann, der soll hier eine Möglichkeit haben, durch Bewegung ein wenig in Schwung zu kommen. Aber alles im Rahmen der Möglichkeiten.“