Der Puffer ist schnell verbraucht

Für Flüchtlinge gibt es 170 freie Plätze. Die Prognose, ob das für 2017 reicht, gleicht aber für die Stadt dem Blick in die Glaskugel.

Der Puffer ist schnell verbraucht
Foto: Blazy

Wülfrath. Zu Jahresbeginn lebten 263 Asylbewerber in Wülfrath. Bei 49 von ihnen wurde der Asylantrag bereits negativ beschieden. Zum Teil liegen bei ihnen, etwa durch Krankheit, Abschiebehindernisse vor. Außerdem wohnen 50 Menschen in städtischen Unterkünften, deren Asylgründe anerkannt sind, die aber keine andere Wohnung finden konnten. Zum 1. März vergangenen Jahres waren es noch 23 Personen. Das Jugendamt betreut im Augenblick 16 unbegleitete Minderjährige.

Die zuständige Bezirksregierung Arnsberg geht davon aus, dass bundesweit in diesem Jahr noch 200 000 neue Flüchtlinge einreisen werden. 42 300 von ihnen müssten nordrhein-westfälische Städte aufnehmen. Nach Wülfrath kämen demnach 50 weitere Asylbewerber. Tatsächlich rechnen Dezernentin Michaele Berster und Sozialamtsleiter Mike Flohr aber mit mindestens 110 weiteren Menschen, denen ein Dach über dem Kopf geboten werden muss. Ihr Asyl-Sachstandsbericht beschäftigte jetzt den Ausschuss für Gesellschaft und Soziales.

Nach der Übergabe des letzten Blocks der neuen Häuser an der Fortunastraße im Dezember verfügt die Stadt derzeit über 509 Plätze in 26 Objekten. 339 Plätze sind belegt. Rechnerisch ergibt sich somit ein Puffer von 170 Plätzen. Doch Flohr warnte eindringlich davor, wegen vieler Unwägbarkeiten, sich darauf zu verlassen, dass diese Kapazitäten tatsächlich ausreichen. „Bei vielem ist es weiter so, als müsste ich in eine Glaskugel schauen, die immer größer, aber nicht erleuchtet wird“, sagte Flohr.

Zu den bereits erwähnten 50 neuen Flüchtlingen in 2017 rechnet der Sozialamtschef weitere 60 hinzu, „weil die Auswirkungen der Wohnsitzauflage größer als bisher gedacht sind“. Demnach wird es noch zu Verschiebungen in NRW bei bereits anerkannten Flüchtligen kommen. Die Groß´städte haben ihre Quote für die Aufnahme der Menschen, die mindestens drei Jahre dort wohnen sollen, wo sie ihr Asylverfahren gestartet hatten, oft übererfüllt. Essen zum Beispiel um 500 Prozent.

„Wir wollen mit dem Land eine Zielvereinbarung darüber treffen, wie viele Flüchtlinge wir noch aufnehmen müssen, sind aber bisher damit ins Leere gelaufen“, sagte Flohr. „Die Bezirksregierung hat uns im Dezember lediglich mitgeteilt, dass sie in der Sache auf uns zukommen wird“, ergänzte Michaele Berster.

Der Platzpuffer ist aber auch deshalb fraglich, weil mittlerweile feststeht, dass die Unterkunft In den Eschen so marode ist, dass laut Flohr „wo und wie auch immer, in nächster Zeit ein Ersatzbau her muss“. Damit fallen also erst einmal Unterbringungsmöglichkeiten weg. Die mindestens 48 freien Plätze an der Fortunastraße könnten zudem schnell belegt sein, wenn in die Unterkunft für Familien und alleinstehende Frauen, Bewohner des ebenfalls aus baulichen Gründen schon länger zur Aufgabe anstehenden Hauses Wilhelmstraße 78 umziehen. „Das, was wir haben, könnte also schnell dahinschmelzen“, konstatierte Mike Flohr.