Der richtige Mann für Weiberkram

Jürgen Hallas hat zwei Jobs: Feuerwehrmann und Nagelpfleger. Maniküren sind für ihn ein Ausgleich.

Der richtige Mann für Weiberkram
Foto: Simone Bahrmann

Wülfrath. „Ach, machst du wieder deinen Weiberkram?“ Als Feuerwehrmann, der gleichzeitig ein Nagelstudio führt, muss sich Jürgen Hallas bei seinen Kollegen viel anhören. „Das prallt aber an mir ab“, sagt der tief entspannte 54-Jährige. Nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“ vereinnahmte er den hämischen Begriff sogar für sich und nannte sein kleines Reich an der Goethestraße/Ecke Düsseler Straße eben „Weiberkram“.

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Angefangen hat Jürgen Hallas ganz unten. Bei den Füßen. Ein paar Ladenlokale weiter bietet seine Frau Kirsten seit acht Jahren Fachfußpflege an. Zunächst unterstützte der 54-Jährige seine Frau im Geschäft. Doch so richtig begeistert war er von Füßen nie. „Ich bin ausgebildeter Fußpfleger, aber ich habe eigentlich kein Interesse daran“, sagt er.

Anders sieht es mit der Nagelpflege und -kosmetik aus. Erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass der Wülfrather selbst „gemachte“ Nägel hat. „Ja, da ist ein stärkendes Gel drauf. Das mache ich eigentlich nur, weil ich brüchige Fingernägel habe.“ Die Arbeit in seinem Nagelstudio, das im Dezember 2014 eröffnete, ist für Hallas auch eine Art Ausgleich von dem mental fordernden Feuerwehr-Dienst in Mettmann. „Hier kann ich mich kreativ austoben“, sagt er — auch wenn er zugibt, eigentlich keine künstlerische Ader zu haben.

Trotzdem malt er auf Wunsch auch kleine Farbkunstwerke auf die falschen Gel-Nägel der Kunden. Hallas bietet sogar exotische Ausführungen wie Deutschlandflaggen oder Spinnennetze an.

Die meisten Kundinnen passen da allerdings und verlassen mit einfarbigen Nägeln den Laden. „Die Wülfrather sind eher konservativ“, ist ihm aufgefallen. Einmal kamen zwei Mädels zur Tür herein, erschraken sich, dass ihnen augenscheinlich ein Mann an die Finger wollte und machten auf dem Absatz kehrt. „Abgesehen davon, habe ich noch nie negative Erfahrungen gemacht, weil ich ein Mann bin“, sagt er.

Ein wichtiges Thema im „Weiberkram“-Studio ist die Hygiene. Jürgen Hallas berichtet, dass es schwarze Schafe in der Branche gibt, die zwischen den Kunden nicht die Feilen wechseln. Bei ihm bekomme jeder Neukunde eine eigene Feile. Die desinfiziere er anschließend und bewahre sie für den nächsten Besuch auf.

Übrigens: Eine kleine Revanche für die „Weiberkram“-Sprüche gab es am Ende doch. Zur Fußball-EM lief Jürgen Hallas bei den Feuerwehr-Kollegen mit einem frisch bemalten Fingernagel auf — in den Landesfarben von Italien.