Stefanie Klüser ist bereit, kleine Racker zu betreuen

Drei neue Tagesmütter sind jetzt für die Stadt Wülfrath im Einsatz. Alle haben ein Zertifikat gemacht.

Foto: DJ

Wülfrath. Lange war Birgit Poetsch die Vorzeige-Tagemutter der Stadt. Zäh war das Werben, weitere Kandidatinnen zu finden, von Quotenmännern im Job ganz zu schweigen. Jetzt aber atmet Gudula Kohn, Fachaufsicht für Kindertagespflege (KTPF) im Jugendamt, auf. „Drei Frauen haben das Kolloquium bestanden.“ Mit diesem Zertifikat in der Tasche bewerben sie sich jetzt bei der Stadt als Tagesmütter. „Die Qualifizierung erfolgt nach Richtlinien des deutschen Jugendinstituts, verschiedene Bildungsträger übernehmen die Ausbildung“, erklärt Gudula Kohn.

Der von ihr für die Stadt entwickelte Leitfaden umfasst von den gesetzlichen Grundlagen über Rahmenbedingungen der KTPF über Ziele, Einzelheiten der pädagogischen Arbeit bis zur Zusammenarbeit mit der Fachaufsicht 15 Punkte, die in bis zu zehn Unterpunkte aufgegliedert sind.

Stefanie Klüser, Tagesmutter

„Ich bin super von Gudula Kohn unterstützt worden“, erinnert sich Stefanie Klüser an die theoretische Arbeit und Vorbereitung. Sie ist eine der drei Neu-Tagesmütter. Für die 49-Jährige fiel die Entscheidung, eine entsprechende Ausbildung zu machen, „spontan und folgerichtig zugleich. Ich bin ausgebildete Erzieherin und habe zuletzt in einer betrieblichen Kleinkindergruppe elf Minis betreut.“

Außerdem ist sie selbst Mutter, Sohn und Tochter sind bereits erwachsen. Und als eine ihrer jüngeren Schwester sagte, sie wolle nun wieder arbeiten, sagte sie im Scherz: „Du passt als Tagesmutter auf meine Kinder auf.“ Tatsächlich hatte Stefanie Klüser vor, „wieder mehr zu Hause zu sein“ und das traumschöne Areal, auf dem sie im Familienverbund, wozu auch Tante und Onkel gehören, mehr Zeit zu verbringen. „Also habe ich zusammen mit meiner Tochter, die auch Erzieherin ist, Kontakt zum Jugendamt aufgenommen.“ In Ratingen begann sie im Januar dieses Jahres im katholischen Bildungswerk ihre Ausbildung. Normalerweise umfasst sie 160 Stunden, wurde für sie als ausgewiesene Fachkraft auf 80 Stunden reduziert. Sie peppte ihr pädagogisches Wissen auf, brachte sich auf den neuesten Stand und feilte dann an einem Konzept, wie sie die Aufgaben als Tagesmutter für potenzielle Kunden darstellen kann.

„Flandersbacher Wiesenstrolche“ heißt ihr Angebot, für das sie im Haus Erdgeschoss und Garten bereit hält. „Mein vormaliges Arbeitszimmer wird Spielzimmer“, Spiegel am Schrank wurden mit spezieller Anti-Bruch-Folie gesichert und die Treppe zum Keller gesperrt. Auf dem Außengelände, einem Traum in hügligem Grün, wird der mit blühenden Pflanzen bewachsene Teich entsprechend umzäunt. Sandkasten, Schaukel, Puppenwagen zum Laufen lernen und die unverzichtbaren Bobby-Cars gehören zum Spielprogramm. Pädagogische Schwerpunkte werden auf Sprachförderung — darin hat sich Stefanie Klüser speziell für U3-Kinder ausbilden lassen — und Musik, gesunde Ernährung und ausreichende Ausruhzeiten, „Mittagsschlaf ist wichtig“, gelegt. Und mit von der Partie ist Familienhund „Sunni“, ein lammfrommer Labrador.

„Streng bin ich nicht, sondern liebevoll-konsequent“, lautet die Eigenbeschreibung. Es sei wichtig für Kinder, Grenzen akzeptieren zu lernen. „Ich arbeite schon so lange mit Kindern zusammen und habe so viel erlebt, da bin ich eher gelassen.“ Ein echtes Organisationstalent ist sie außerdem. Am 15. August geht es los, als erste beide Besucher begrüßt sie die Kinder der Schwester. „Mal gucken, wie es weitergeht, ich möchte flexibel bleiben.“ Denn „in Ruhe“ möchte sie sich um ihre Wiesenstrolche kümmern. Nicht nur in Haus und Garten, sondern, nach Absprache und mit Erlaubnis der Eltern, bei kleinen Ausflügen. Mit den drei Neuen zählt Gudula Kohn jetzt zehn Tagesmütter, die das Jugendamt vermitteln kann. „Es dürften ruhig noch mehr sein.“ In Wülfrath werden übrigens für die Betreuung vier Euro pro Kind und Stunde gezahlt.