Der Zeittunnel steht vor neuer Ära
Nach dieser Saison wird nichts mehr so sein, wie es war. Die Ausstellung, die aus bereits dem Jahr 2004 stammt, wird in der Winterpause modernisiert.
Wülfrath. Im Zeittunnel hat die neue Saison begonnen. Es ist die letzte Saison in alter Form, bevor das Museum in der Winterpause umgebaut wird. Ein langes Hin und Her hatte es gegeben, ob der Zeittunnel geschlossen werden (FDP und WG) oder in „ertüchtigter“ Form mindestens bis 2022 weitergeführt werden solle (CDU und SPD). Das nächste Problem war die Finanzierung. Auf 96 000 Euro Fördergelder vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) hatte man spekuliert, 70 000 wurden bewilligt — und auch nur, wenn bis Ende Mai ein vollständiges Umbaukonzept eingereicht werde. Daran arbeitet man nun zusammen mit einer Ausstellungsgestaltungsfirma.
„Die Ertüchtigung des Zeittunnels dient dem Ziel der Haushaltssicherung“ erklärte Kämmerer Rainer Ritsche bereits im vergangenen Mai. Das heißt, nur wenn ein modernisiertes Museum wieder mehr Besucher anlockt, trägt es sich selbst und kann ein Plus für die Stadtkasse erwirtschaften. Eine Schließung des Zeittunnels sei aufgrund der rückzuzahlenden Fördermittel fast unmöglich. Das Museum in seiner jetzigen Form stammt aus dem Jahr 2004, als sich die Stadt zur „Euregio“ es hat einfallen lassen wollen.
Der alte Wirtschaftstunnel, der seit 1890 den Zuweg zum Bochumer Kalksteinbruch bildete, war 1958 geschlossen worden. Zunächst eroberte sich die Natur Bruch und Tunnel zurück. „Dann haben sich die Stadtväter gefragt: ‚Wieso ist das so, dass es in Wülfrath die größten Kalkvorkommen Europas gibt?“ erzählt Christa Hoffmann während der sonntäglichen Führung.
Da lag es nahe, am Ort des Kalkabbaus selbst ein Museum einzurichten, dass die Entstehung des Kalksteins erklärt und gleich noch einen Bogen über 400 Millionen Jahre Erdgeschichte schlägt. Vor dem Eingang, über dem noch das alte Relief den „Bochumer Verein für Bergbau und Gussstahlfabrikation“ ankündigt, liegt ein großer Haufen Kalksteine und eine Schutzhütte. Ursprünglich sei der Kalkstein mit Spitzhacken herausgeschlagen worden (zunächst von Bauern), doch schon bald sei man zum Sprengen übergegangen.
Wenn der Sprengmeister das Horn stieß, wussten die Anwesenden, dass sie sich in den Schutzraum zurückziehen mussten. Diesen stellt hier ein alter Kesselwagen dar, den man kurzerhand in der Mitte durchgeschnitten und hochkant gestellt hat.
Im Zeittunnel selbst durchläuft man die Geschichte der Erde von vorne bis hinten chronologisch. Vor 4,6 Milliarden Jahren ist das Sonnensystem entstanden, doch erst vor 400 Millionen Jahren begann die Geschichte des Lebens. Der Kalkstein entstand dabei bereits in der ersten Phase (Devon), als das Bergische Land vom Meer bedeckt und von Korallen bevölkert war.
Eine nette Anekdote erzählt Führerin Christa Hoffmann noch. Am Freitag hat der WDR in seiner „Lokalzeit“ behauptet, der Zeittunnel solle ein Outlet-Center werden. Bürgermeisterin Claudia Panke habe sich sehr gefreut, nach dem Streit zwischen Wuppertal und Remscheid den Zuschlag erhalten zu haben. Gut, dass das nur ein Aprilscherz war.