Die Sparkasse liegt in jecker Hand
Pünktlich um 16.11 Uhr übernehmen die Karnevalisten das Kommando. Wo es sonst um Geld geht, wurde gestern ausgelassen gefeiert.
Wülfrath. Ein bisschen aufgeregt ist Sparkassen-Filialdirektor Hans Werner Fritze schon, als die letzten Minuten vor dem Sturm auf den Sparkassensturm anbrechen. Wie gut er wohl in diesem Jahr den Tresorschlüssel gegen die jecke Übernahme verteidigen kann? „Zu sagen habe ich ja schon seit heute Vormittag nichts mehr“, sagt er — der halbe Schlips, den er noch um den Hals trägt, zeigt, dass er schon fünf Stunden früher das Kommando aus der Hand gegeben hat.
Kurz bevor es losgeht, sammeln sich draußen schon allerlei Tiger, Löwen, Marienkäfer, Clowns und sogar — passend zum Ort — ein paar Panzerknacker. Dann öffnet sich die Tür und die wilde Meute stürmt die Kassenhalle, so dass es pünktlich um 16.11 Uhr losgehen kann. „Es ist schon wieder so weit“, sagt Filialdirektor Fritze und begrüßt die Jecken rund um die Kalkstadt Narren in seinen Hallen. Fast ein bisschen zaghaft erobert die Kinderprinzessin Danielle I. den Schlüssel aus seinem doch nicht so festen Griff — die Sparkasse ist eingenommen.
Während Sitzungspräsident Roger Szielenkewitz von den Kalkstadt Narren die Menge einstimmt und auf der Bühne noch das Programm abläuft — Ordensübergabe, Begrüßung und schließlich der Auftritt der Kindertanzgarde der Kalkstadt Narren — wird drumherum schon fleißig angestoßen.
Eine fröhliche Gruppe Frauen mittleren Alters kommt seit einigen Jahren gemeinsam hier her. Denn für sie gehört der Sturm auf die Sparkasse einfach zum Karneval dazu. „Man trifft hier viele Leute, die man kennt“, sagt eine Piratin. Die Piratin findet, dass die jährliche Karnevalsfeier in der Sparkasse zeigt, was so eine kleine Gemeinde so auf die Beine stellen kann. „Das beweist, dass wir Wülfrather auch richtig feiern können.“ Dass es hier trotzdem auch entspannt und familiär zugeht und es kein reines Gelage ist, finden sie außerdem gut. „Es ist einfach toll, dass die Sparkasse das jedes Jahr macht. Sonst gäbe es hier keine so große Feier.“
Das Programm kann sich sehen lassen. Bevor zum Ende hin die „Fetzer“ wieder die Stimmung zum Kochen bringen, sind nach der Kindertanzgarde noch die „Bergpiraten“ an der Reihe. „Die haben uns die Fetzer wärmstens empfohlen“, sagt Sparkassensprecher Lutz Strenger. In diesem Jahr sind etwas weniger Jecken gekommen als im vergangenen. Rund 400 Gäste schätzt Strenger.
„Seit es den Rathaussturm gibt, konnten wir knapp 17 400 Euro für einen guten Zweck spenden“, sagt er zufrieden. Dieses Mal rechnet er mit bis zu 1000 Euro. Der gute Zweck ist in diesem Jahr die Wülfrather Initiative „Kids on Tour“, die Kinder aus sozial schwachen Familien zu Ausflügen und Kurzurlauben einlädt.