Dieser kleine Pieks rettet Leben
Das Blutspendeteam des DRK bietet pro Jahr mehrfach die Möglichkeit, Blut zu spenden. Doch die Bereitschaft dazu hat auch in Wülfrath stetig nachgelassen.
Wülfrath. Routiniert ballt Hermann-Josef Roder seine Hand zur Faust, ein kleiner Pieks, dann liegt die Kanüle, und sein Blut fließt problemlos in den sterilen 500-Milliliter-Beutel. „Das läuft ja super“, freut sich Rita Lybarski, medizinische Fachangestellte beim DRK-Blutspendedienst West, und wendet sich dem nächsten Freiwilligen zu. Für Roder ist das reine Routine, es ist sein bereits 88. Mal, seit er 1966 mit dem Blutspenden begonnen hat. „Damals gab es noch Geld dafür, das war für einen jungen Mann wie mich natürlich lukrativ“, erzählt der 69-Jährige lächelnd, während er auf der Liege ruht, „generell ist das für mich eine Selbstverständlichkeit, es ist notwendig, es ist etwas Gemeinnütziges, zum Wohle aller.“
Elisabeth Kamphues sitzt an der Anmeldung, begrüßt die Spender, die meisten kennt sie seit Jahren, nur wenige kommen zum ersten Mal. Seit 52 Jahren engagiert sich die Wülfratherin ehrenamtlich beim DRK. „Generell kann jeder zwischen 18 und 70 Jahren herkommen und spenden. Allerdings gibt es natürlich Ausnahmen. Schwangere etwa oder Menschen kurz vor oder nach Operationen oder Personen mit Viruserkrankungen.“
Auch Judith Springenberg hat es sich auf einer Liege bequem gemacht und lässt sich einen halben Liter Blut abzapfen. Mit 20 Jahren ist sie mit Abstand die jüngste Spenderin heute. „Ich bin bereits zum zehnten Mal hier“, erzählt die Abiturientin, „das ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Ich bin durch meinen Vater hierher gekommen, und meine Eltern haben mich auch so erzogen, dass ich helfe und Gutes tue, wo ich kann.“ Ihre Schwester Anna nickt. „Es tut uns nicht weh, und wir verkraften das gut. Also warum nicht?“, meint sie, ihre beiden sechs und zwei Jahre alten Kinder beobachten fasziniert, wie das Blut in den Beutel fließt.
„Wir brauchen dringend mehr Spender, vor allem junge Leute, die dann über Jahre dabei bleiben“, erklärt Philip Taro-Tanimoto. Der Rettungssanitäter leitet eines von zehn mobilen Blutspendeteams des DRK West. „Aber ich weiß natürlich auch um den Stress und die vielen Termine, die jüngere Menschen haben. Trotzdem: Es wäre toll und so wichtig, dass man sich zumindest mit dem Thema einmal auseinandersetzt.“ Viermal im Jahr könnten gesunde Frauen spenden, Männer etwa sechs- bis achtmal, weiß Tanimoto. „Man muss immer auf die individuelle Konstitution des Spenders schauen, daher wird zum Beispiel auch der Eisenwert vor der Spende bestimmt.“
Hermann-Josef Roder hat die Prozedur wie immer gut überstanden. Nun geht’s über zum gemütlichen Teil. „Hier im Nachbarraum gibt es im Anschluss immer belegte Brötchen und Getränke — zum einen als kleinen Dank, zum anderen aber auch als Stärkung“, erzählt der ehemalige Unternehmensberater, der ehrenamtlich auch noch als Notfallseelsorger und Sterbebegleiter aktiv ist. „Hier, die kleinen Gürkchen, die sind klasse“, rät er einer anderen Spenderin und packt sich einige auf den Teller, „probieren Sie die mal.“ Die 52-Jährige ist begeistert, auch von der großen Auswahl an belegten Brötchen, und weiß, sie wird nicht nur deshalb beim nächsten Mal wieder dabei sein. „Mir tut die Spende körperlich unheimlich gut, ich fühle mich danach irgendwie so — erleichtert.“