Ehrenamtler üben harsche Kritik

Die freiwilligen Helfer verließen das Seniorenheim Luise-von-der-Heyden vor über einem Jahr und erheben nun Vorwürfe.

Foto: D. Janicki

Wülfrath. Als Wiltraud Pollmanns in der Zeitung las, dass im Seniorenheim Luise-von-der-Heyden nach den zurückliegenden Streitigkeiten zwischen Ehrenamtlern und Diakonie angeblich wieder Ruhe und Frieden eingekehrt seien, traute sie ihren Augen nicht. Nachdem vor mehr als einem Jahr alle 22 dort ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter das Haus verlassen hatten, sei man mittlerweile mit neun Ehrenamtlern und zusätzlichen Pflegekräften wieder gut aufgestellt, hatte Diakonie-Sprecherin Renate Zanjani verlauten lassen. Das wiederum will Wiltraud Pollmanns als Sprecherin der ehemaligen Ehrenamtler auch nicht bestreiten. Allerdings sei der besagte Frieden teuer erkauft worden.

An den Folgen der Streitigkeiten habe die Mitarbeiterin des Sozialen Dienstes, um deren von der Diakonie angestrebte Entlassung es damals gegangen sei, noch bis heute zu leiden. Keineswegs habe diese — wie von der Diakonie behauptet — eine neue Stelle angetreten. Im Gegenteil: Die Auseinandersetzungen haben bei der Betroffenen psychische und körperliche Spuren hinterlassen, die mittlerweile zur Arbeitsunfähigkeit geführt hätten.

Zum Hintergrund: Die ehemalige Mitarbeiterin des Sozialen Dienstes hatte zehn Jahre im Haus Luise-von-der-Heyden gearbeitet. „Für die alten Menschen war sie die gute Seele“, weiß Uschi Meyer, die als Ehrenamtlerin selbst mehr als zwei Jahrzehnte im Seniorenstift tätig war.

Wiltraud Pollmanns, Sprecherin der ehemaligen Ehrenamtler

Als dort jedoch eine neue Heimleitung installiert wurde, habe es zunehmend Probleme gegeben. Was auch immer der Auslöser gewesen sein mag: Was danach geschah, wurde zur Streitsache vor dem Arbeitsgericht. Dort unterlag die Diakonie, zuvor war schon ein beim Düsseldorfer Kirchengericht angestrebtes Verfahren wegen Geringfügigkeit eingestellt worden. Unverständlich sei den Ehrenamtlern bis heute, warum die Mitarbeiterin dennoch nicht auf ihre ehemalige Arbeitsstelle habe zurückkehren können, so Pollmanns. Stattdessen sei die Weiterbeschäftigung zu schlechteren Bedingungen im Haus August-von-der-Twer erfolgt, obwohl die Einrichtung der gleichen Leitung unterstellt sei wie das Haus Luise-von-der-Heyden.

Mittlerweile habe die Mitarbeiterin das Beschäftigungsverhältnis selbst aufgelöst, da sie dort ebenfalls einer Mobbing-Situation ausgesetzt gewesen sei. „Von einer christlichen Einrichtung hatten wir christliches Verhalten erwartet. Die Diakonie ist offenkundig vorrangig ein Wirtschaftsunternehmen“, erhebt Wiltraud Pollmanns rückwirkend Vorwürfe

Darauf angesprochen, möchte sich Pfarrer Jörg Hohlweger als theologischer Vorstand der Diakonie — wie auch schon in der Vergangenheit — insbesondere zu Personalangelegenheiten nicht äußern. Nur so viel möchte er dazu verlauten lassen: Sollte es tatsächlich eine Herabstufung gegeben haben, so sei diese keineswegs als Folge der gerichtlichen Auseinandersetzung zu verstehen. Eine Rückkehr in das ursprüngliche Arbeitsverhältnis sei aufgrund des zerstörten Vertrauensverhältnisses nicht möglich gewesen. Was den Vorwurf betrifft, aus rein wirtschaftlichen Erwägungen heraus zu agieren, stellt er hingegen klar: „Wir sind ein Diakonie-Unternehmen, bei dem 1800 Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen. Auch wenn wir durchaus Handlungsspielräume haben, so sind wir grundsätzlich gezwungen, Richtlinien umzusetzen.“